Nur so zum Schluß zum Drüberstreuen: Viele Leute sprechen mich mit " Chrisi" an, das ist genau gesehen auch w und m. Aber " Chrisi " ist mein Spitzname, und das passt!
Eine gute Bekannte von mir wird von Allen " Alex" gerufen ( Alex ist eine sehr hübsche Frau ).
Also mir steht's langsam bis hier. Anderen ständig Hass zu unterstellen. Ich mach da nicht mehr mit.
Kim, mal ehrlich: Wenn eure (sehr interessanten) Schriften z. B. über Folter etc. nicht wären, würde ich sagen, bei euch geht es echt nur um Begrifflichkeiten, aber nicht um Inhalte. Ist natürlich nicht so. Aber warum beißt ihr euch ständig an Begriffen fest und unterstellt Menschen, die jene Begriffe verwenden, Hass und Transphobie und alles mögliche andere, auch anbetrachts der Tatsache, dass du Begriffe teilweise ganz anders definierst als der allgemeine Sprachgebrauch (z. B. Transgender) und daher kein Mensch wirklich wissen kann, was du meinst? Ist auf dieser Basis überhaupt ein korrektes Arbeiten und ein fruchtbarer Austausch möglich? Ich find's schade und finde, es lässt uns auf der Stelle trampeln.
Liebe Sandra, ich hatte diesen Begriff "Transsexuellenhass" verwendet, da mir mal ein Mensch aus der Medizin, der gerade die Altdorfer Empfehlungen herausgegeben hat, mal gesagt hat, dass "Transphobie" doppeldeutig und misszuverstehen ist. Machmal verwende ich den einen, manchmal den anderen Begriff (je nach Kontext, und je nach dem, auf was ich mich beziehe)... nun zum Inhalt: Hinter Worten und deren Verwendung stecken immer auch Hintergrundgeschichten. Ein Begriff ist sozusagen mit dem Schöpfer des Begriffes ziemlich häufig verbunden... jemand der eine bestimmte Weltanschauung hat, giesst seinen Gedanken in ein Wort.
Beispiel: John Money hat in den 60er-Jahren seine Weltanschauung in die Wortkombination "gender identity" (Geschlechtsidentität) gegossen. Hinter dieser Anschauung verbirgt sich bis heute der Gedanke, ein transsexuelles Mädchen wäre ein "Junge, der wie ein Mädchen fühlt" bzw. ein transsexueller Junge wäre ein "Mädchen, das sich als Junge fühlt". Genau dieser Gedanke führte dann zu Regelungen im ICD und DSM, die dann weltweit Auswirkungen nach sich führten, die z.B. heute noch Umpolungstherapien an transsexuellen Kindern, Fremdbestimmung in Form von psychisch übergriffiger Gutachterei, usw. möglich machen und letztlich in vielen Ländern dieser Erde immer noch zum Mord führen können.
Will man nun die Idee, die John Money hatte nun selbst in ein Wort packen - eben um klar und unmissverständlich Position zu beziehen - dann ist das sicher am Besten, die Worte zu verwenden, die John Money eingeführt hatte... das ist eben deswegen wichtig, um tatsächlich nicht nur um Worte zu streiten, sondern das passende Wort zum passenden Inhalt zu verwenden und diesen Inhalt dann überhaupt erst kritisieren zu können. Insofern verwende ich gerne möglichst genaue Worte.
Ein Auf-der-Stelle-Treten wäre es, Unschärfen dadurch zu erzeugen, falsche Worte zu verwenden. Kritik muss klar und deutlich sein, denn nur so ist es möglich, die ziemlich komplexe und für viele Menschen erst einmal verwirrende Undurchsichtigkeit der Geschichte in der Behandlung transsexueller Menschen so zu entknoten, dass am Ende dann wenigstens etwas mehr Klarheit (auch gegenüber Nichtbetroffenen) über die Thematik herrscht. Und da freut es mich, dass sich in den letzten Jahren eine ganze Menge getan hat... was nicht zuletzt auch mit der inhaltlichen Kritik an der Weltanschauung der "Moneyschen Sexologie" zusammenhängt. Zumindest die Auseinandersetzung mit Fragen wie... Was meint ein Sexologe, wenn er von "Geschlechtsidentität" bzw. "Geschlechtsidentitätsstörungen" spricht? Was steckt da für ein Gedanke dahinter? Und was hat das mit Transsexualität zu tun? ... hat bereits dazu geführt, dass manches, was bis dahin im Dunkeln ablief, heute zumindest ein bisschen in der Öffentlichkeit diskutiert wird, und das sogar kritisch. Das ist gut. Dennoch gibt es hier keinen Grund dafür, wieder auf einen Stand von vor ein paar Jahren zurückzufallen, indem man meint, Begriffe aus dem John-Money-Kosmos positiv konnotiert zu verwenden oder blinden Beifall zu klatschen, wenn ein Artikel im Spiegel erscheint, der trotzdem immer noch genau an dieser Logik der 60er-Jahre anknüpft.
Zitat Ich find's schade und finde, es lässt uns auf der Stelle trampeln.
Die Frage ist, wen/was Du mit "uns" meinst. Ich sehe da nämlich durchaus Veränderungen in den letzten Jahren, die in die richtige Richtung gehen...
Zitat von Kim Beispiel: John Money hat in den 60er-Jahren seine Weltanschauung in die Wortkombination "gender identity" (Geschlechtsidentität) gegossen. Hinter dieser Anschauung verbirgt sich bis heute der Gedanke, ein transsexuelles Mädchen wäre ein "Junge, der wie ein Mädchen fühlt" bzw. ein transsexueller Junge wäre ein "Mädchen, das sich als Junge fühlt". Genau dieser Gedanke führte dann zu Regelungen im ICD und DSM, die dann weltweit Auswirkungen nach sich führten, die z.B. heute noch Umpolungstherapien an transsexuellen Kindern, Fremdbestimmung in Form von psychisch übergriffiger Gutachterei, usw. möglich machen und letztlich in vielen Ländern dieser Erde immer noch zum Mord führen können.
Richtig. Aber: Das liegt nicht an dem Begriff "Geschlechtsidentität", den ich nach wie vor für richtig halte, sondern an der Frage, wie man die "Geschlechtsidentität" ableitet und was man dann daraus macht.
Money war in den 60ern nicht der Einzige, der annahm, alles sei eine Frage der Erziehung. Auch viele Feministinnen sind dem Glauben erliegen, man müsste Mädchen und Jungen nur anders erziehen und - schwupps - hätten wir eine vollkommen gleichberchtigte Gesellschaft. Ähnliches auch im Bildungsbereich. So einfach ist es leider nicht. Das, was in uns angeboren ist, ist oft stärker. Dennoch halte ich den Begriff nicht für falsch.
Im Gegenteil: Der Begriff "Geschlechtsidentität" war überhaupt erstmal wichtig, um anzuerkennen, das Geist und Körper eben nicht konkordant miteinander sein müssen. Genau aus dem selben Grund sind die Begriffe Sex (Körpergeschlecht) und Gender (soziale Rolle) wichtig, dass man überhaupt erstmal versteht und beschreiben kann, dass eben biologisches Geschlecht und soziale Rolle nicht automatisch zusammengehören und eine untrennbare Einheit bilden. Vorher gab es eine rein biologistische Denke, wo der Mann so und die Frau so war und auch zu sein hatte. Und wer davon abwich, der war abnorm. Diese Loslösung des Geschlechts von der Rolle hat überhaupt erstmal möglich gemacht, dass man Geschlechtsstereotype als solche identifizieren kann und auch deutlich machen kann, dass das, was als soziale Rolle des Mannes und der Frau gilt, eben auch Produkte gesellschaftlicher Normierungen sind, die zeitlich wandelbar sind, zum Teil Ergebnisse einer Sozialisation sind und kulturellen Unterschieden unterliegen. Nur der Rückschluss, alles sei eine Frage der Erziehung, der ist eben falsch (und das ist in der Fachwelt auch bekannt, Money gilt - und das habe ich nun in mehreren Quellen gelesen - als gescheitert mit seiner Annahme, wenngleich es sicherlich Ärzte geben mag, die das ignorieren oder meinen, abstreiten und widerlegen zu können) - genauso wie der Rückschluss, dass das statistisch messbare geschlechtstypische Verhalten die Norm sei. Dennoch sind es diese Begriffe zunächst nicht. Man muss nur die richtigen Rückschlüsse daraus ziehen.
Auch wenn jemand bei einer Transfrau sagt, sie sei biologisch ein Mann gewesen, wird damit überhaupt nicht zwangsläufig gesagt, dieser Mensch sei ein Mann. Es wird nur eine Aussage über die körperliche Beschaffenheit getroffen. Und wenn man das Identitätsgeschlecht als das Entscheidende ansieht - wenn man, wie es die neuere Forschung ja tut - anerkennt, dass die Identifikation mit dem anderen Geschlecht eben Folge einer Prägung im Gehirn ist, ist es zunächst einmal völlig zweitrangig, wie man den Körper betrachtet.
Bisweilen wird das Gehirn bei der Definition von biologischen Männern und Frauen nicht als Geschlechtsmerkmal berücksichtigt. Weshalb es zu Aussagen kommt, da sei jemand biologisch als Mann oder als Frau zur Welt gekommen. Klar, kann missverstanden werden als "ist ein Mann". Aber: Will damit jemand gleich sagen, dieser Mensch bildet sich ein, eine Frau zu sein? Nach meiner Erfahrung nein. Und: Kann man, wenn man das Gehirn mitzählt, gleich von biologischen Frauen und Männern sprechen, nur weil das Gehirn das ist? Was ist mit Intersexuellen? Sind sie, weil eines der Merkmale abweicht, biologisch Mann / Frau / Intersex? Können sie sich das aussuchen, ob sie biologisch Mann oder Frau sind?
Sicherlich kann man den Begriff "biologisch Mann" bei einer Transfrau in Frage stellen, gerade weil es ja auch Erkenntnisse gibt, dass Transmänner und Transfrau neben dem Gehirngeschlecht noch andere körperliche Normabweichungen haben. Bei jedem Gebrauch dieses Begriffes jedoch anzunehmen, da will jemand eine Transfrau zum psychischen kranken Mann erklären, ohne den Kontext zu berücksichtigen, in dem diese Aussage getroffen wird, führt meines Erachtens dazu, dass man auch jene kritisiert, die eigentlich verstanden haben, dass das Gehirn das entscheidende ist, und nicht der Körper. Und das halte ich für wenig zielführend und da sollte auch von unserer Seite weniger dogmatisch rangegangen werden.
Wir haben es hier mit einem hoch komplexen Thema zu tun, und es geht nicht darum, uns auszusuchen, welche Theorie uns gefällt, sondern herauszufinden, was wirklich stimmt. Können wir wirklich bei jedem, der sagt, ein "weibliches Geschlechtsbewusstsein" zu haben, annehmen, dass da auch ein weibliches Gehirn im Kopf ist? Was ist, wenn das nicht der Fall ist? Soll jeder frei sich sein Geschlecht aussuchen dürfen, ohne dass man die Frage nach dem "biologischen" Gehirngeschlecht stellt, was dann aber auch heißt, dass Nicht-Transsexuelle plötzlich als Mann oder Frau leben können, oder soll es nur jenen ermöglicht werden, die "anders" geboren sind?
Im übrigen begrüße ich es sehr, dass Herr Wüsthoff sich für eine möglichst frühe hormonelle Behandlung von Transsexualität einsetzt und das Thema über ihn in Presse und Rundfunk platziert und bekannt wird.
Liebe Kim, mit "uns" meinte ich den Austausch zwischen dir und mir
Eigentlich finde ich, sollte es inhaltlich weitergehen. Denn begrifflich gibt es durchaus noch Problemfelder. Beispiel: Du hast dir die Begrifflichkeiten reiflich überlegt und benutzt sie aus bestimmten, nachvollziehbaren Gründen. Ich selbst habe dies ebenfalls getan, nutze aber andere Begriffe aus hoffentlich ebenso nachvollziehbaren Gründen -- jede von uns hat ihre Gründe, und es ist okay. Du kannst dich gerne als "transsexuell" bezeichnen, ich habe nichts dagegen und politisiere da nicht. Es ist deine persönliche Entscheidung. Aber sobald der Begriff von dir für die gesamte Gruppe verwendet wird, wehre ich mich: ICH möchte NICHT als transsexuell bezeichnet werden. Es ist für mich so lange okay, wie du dich selbst so bezeichnest, aber sobald dieser Begriff auch mich mit einschließen soll, sperre ich mich komplett. Die Gründe hierfür habe ich zigfach anderswo dargelegt, kann das aber gerne wiederholen... Ich möchte so nicht fremdbezeichnet werden, Kim, ich wehre mich da echt mit Händen und Füßen.
Ich habe großes Verständnis dafür, wenn es dir mit anderen Begriffen ähnlich geht (wir hatten das ja schon bei diversen Übersetzungen übergeordneter Stellen wie letztens der UN). Ich hoffe, wir finden eine gemeinsame Basis.
Wenn ich als Übersetzerin nicht präzise arbeiten würde und mit Worten umgehen könnte, könnte ich das alles gleich an den Nagel hängen. Jedes einzelne Wort in den Übersetzungen hat seinen Grund. Um kurz die Terminologie in den Originalschriften und demzufolge den Übersetzungen zu erläutern: Die Urheber, seien es die UN oder die EU oder bestimmte Regierungen, möchten weder stigmatisieren noch diskriminieren und verwenden daher die neutralstmöglichen Begriffe wie Trans*-Menschen, Transgender-Menschen (was anders definiert wird als von dir letztens, daher sind Konflikte mit ATME vorprogrammiert, was ich sehr bedaure), Transmann und Transfrau. Man kann nur mit Neutralität arbeiten, anders geht es nicht -- "transsexuell" und "transident" sind jedoch beide nicht wirklich neutral.
Zitat von Sandra-Isabell Ich möchte so nicht fremdbezeichnet werden, Kim, ich wehre mich da echt mit Händen und Füßen.
Liebe Sandra,
danke, danke! Du sprichst mir aus der Seele!!Liebe Kim, danke für diesen Diskurs!
Achtung: Es folgt keine kritische Anmerkung, sondern nur eine persönliche Überlegung:
Genau das ist der Punkt bei Bezeichnungen, die für andere Menschen gewählt werden. Hier sollte jeder Mensch, besonders jede von uns, aufpassen! (Gerade wir haben uns oft lange verbogen und versucht, äußeren Ansprüchen gerecht zu werden, um in Schemata zu passen...) Mir persönlich tun 'verständnisvolle' Mitmenschen weh, wenn sie mich durch Begriffe wie z.b. 'Transgender' oder transsexuell' katologisieren und bisweilen sogar meiner eigenen Aussage über mich heftig widersprechen . Jeder Mensch darf sich selbst zuordnen und ich sollte versuchen, es zu respektieren. Wenn Begriffe für andere Menschen überhaupt benutzt werden, sollten sie so neutral wie möglich sein!
Instinktiv scheint es aber in der Natur des Menschen zu liegen, Mitmenschen irgendwo einordnen zu wollen. Dass wir dabei den Betroffenen häufig Unrecht tun, fällt uns selten auf. Es ist nicht einfach, zuzuhören und Menschen so zu nehmen, wie sie sind. Menschen, die man respektiert, sollte man nicht in Schubladen stecken! Genau deshalb finde ich die Plakate der Antidiskriminierungsstelle, die ich allerdings bis heute (17.1.2012) in Nürnberg nirgends entdeckt habe, so treffend.
Jede von uns sollte sich prüfen, ob sie sich nicht auch manchmal durch Schubladendenken leiten läßt. Übrigens sollte ich besonders aufpassen, denn gerade Kinder sind sensible Wesen! Allerdings kenne ich die Gefahr gut und bemühe mich daher, so gut ich nur kann!
Alles Gute ab
FÜR: Menschenrechte, eine gelebte demokratische Zivilgesellschaft, die Minderheiten schützt ERGO: Umfassende Bildung für alle, effektive Regeln in Alltag und Netz, eine gut ausgestattete Polizei/Justiz
Zitat von Sandra-IsabellDu kannst dich gerne als "transsexuell" bezeichnen, ich habe nichts dagegen und politisiere da nicht. Es ist deine persönliche Entscheidung. Aber sobald der Begriff von dir für die gesamte Gruppe verwendet wird, wehre ich mich: ICH möchte NICHT als transsexuell bezeichnet werden.
Liebe Sandra, ich verwende dann das Wort "Transsexualität", wenn ich von "Transsexualiät", einer in der Natur vorkommenden geschlechtlichen Abweichung (meiner Ansicht nach gibt es diese Vielfalt in der Biologie nämlich) spreche. Nicht mehr, und nicht weniger. Das bedeutet nicht, dass ich Dich als "transsexuell" bezeichne.
Zitat Jedes einzelne Wort in den Übersetzungen hat seinen Grund.
Richtig. Gender ist auf deutsch das soziale Geschlecht bzw. die Geschlechtsrolle, gender identity meint im deutschen Geschlechtsidentität bezogen auf das soziale Geschlecht bzw. die Geschlechtsrolle.
Zitatneutralstmöglichen Begriffe wie Trans*-Menschen, Transgender-Menschen (was anders definiert wird als von dir letztens, daher sind Konflikte mit ATME vorprogrammiert, was ich sehr bedaure)
Gender = soziales Geschlecht (Bezug: Rolle). Ich verstehe gar nicht, was daran so schwer ist, Sandra. Transsexualität = Entgegengeschlechtlichkeit (Bezug: Biologie). Daher kann Transgender auch kein Oberbegriff sein. Es beschreibt etwas völlig anderes. Wenn es um Rollenzugehöriogkeitsgefühle geht, geht es um Rollenzugehörigkeitsgefühle. Wenn es um geschlechtliche Abweichungen/Variationen geht, geht es um geschlechtliche Abweichungen/Variationen.
ZitatMan kann nur mit Neutralität arbeiten, anders geht es nicht
Dann vermische bitte nicht Dinge, die primär nichts miteinander zu tun haben. Danke.