den Film habe ich gestern auch zufällig entdeckt und fand die Geschichten der beschriebenen Menschen sehr spannend. Wobei es sich um Intersexuelle handelt und nicht um Trans-Menschen.
Ja, da hast Du sicher recht...wobwei es auch Grenzfälle sind,....und die Paralleln der menschlichen Konflikte sind irgendwie dieselben......ich seh mir solche Dokus halt gerne an, weil ich mich auch immer wieder sehr schön dabei spüren kann.......
Nun, ich betrachte, nach allen meinen literaturrecherchen, unser transsexuelles "syndrom", als nichts anderes als eine form zerebraler intersexualität, die ja nicht so selten mit (oft leicheten) störungen/abweichungen/diversität der sexuellen entwicklung (DSD, oder früher: intersexualität) einher geht: bei mir und drei mir bekannten transfrauen: hypospadias (jeweils im kindesalter chirurgisch "repariert", häufigkeit 1 in 200 jungs), also eine leichte, und relativ häufige androgenresistenz der durch genetische mutation(en) geschädigten testo-rezeptoren (MAIS = Mild Androgen Insensitivity Syndrome); mit entsprechenden auswirkungen im für die genital-geschlechtsentwicklung bestimmenden dritten monat einer schwangerschaft. Die zerebrale, also die hirn- geschlechtsdifferenzierung hingegen findet in der zweiten hälfte der schwangerschaft statt. Und wenn die physiologische antwort aufs testosteron reduziert ist, oder kaum welches gebildet wird... wird's halt ein mädchen. So einfach ist das (fast)...
Zitat von ReginaNun, ich betrachte, nach allen meinen literaturrecherchen, unser transsexuelles "syndrom", als nichts anderes als eine form zerebraler intersexualität
Ja, so in etwa würde ich das auch erklären wollen. Nur - ich kenne intersexuelle Menschen, die sich nicht verstanden fühlen (um es vorsichtig auszudrücken), wenn man sie als eine Form von Trans versteht und sozusagen für Transbelange vereinnahmt. Wenn ich mich in deren Lage versetze, die als Kind z.T. verstümmelt wurde und die dann im Erwachsenenleben hier in Deutschland zum Beispiel das ganze TSG-Gedöns durchlaufen müssen, weil sie als Kind schlichtweg falsch verortet wurden, dann kann ich verstehen, dass einige fuchsteufelswild werden. Ich wurde zwar falsch verortet, aber man hat mich körperlich unversehrt gelassen und immerhin nach bestem Wissen und Gewissen dem männlichen Geschlecht zugeordnet. Ich halte zwar auch nichts von dem TSG-Gedöns hinsichtlich meiner Situation... finde es in Bezug auf Intersexuelle aber noch menschenunwürdiger.
Ich hab' oben die Unterscheidung herausgestellt, weil ich aus Erfahrung einfach einigermaßen weiß, wie Intersexuelle sich fühlen, wenn sie "Transidente" genannt werden. So möchte ich nebenbei bemerkt auch nicht genannt werden, denn meine geschlechtliche Identität habe ich nie verändern wollen. Es war mein Körper, der nicht zu der Identität passte. Ich weiß, diese Begriffs-Reiterei kann nerven, soll sie aber nicht und ich sehe das einigermaßen entspannt.
Zitat von Jana Nur - ich kenne intersexuelle Menschen, die sich nicht verstanden fühlen (um es vorsichtig auszudrücken), wenn man sie als eine Form von Trans versteht und sozusagen für Transbelange vereinnahmt.
Liebe Jana,
das ist vor dem Hintergrund, wie brutal mit Intersexuellen umgegangen wird, leicht nachzuvollziehen. Solange Neugeborene ungefragt verstümmelt werden, hat Priorität, dass diese armen Menschen künftig geschützt werden. Wir haben meist das Glück zu wissen, was wir sind - für uns gibt es Regelungen, die uns eine einigermaßen vernünftiges Leben ermöglichen.
Trotzdem bleibt es ein naturwissenschaftlicher Fakt, dass es sich bei TS um eine Art von Intersexualität eben des Gehirns handelt, Harry Benjamin also wahrscheinlich Recht hat. In der praktischen Wirkung auf die Betroffenen auf ihre Situation in der Gesellschaft gibt es andererseits erhebliche Unterschiede. Daher ist besonders von T-Menschen Zurückhaltung angebracht, denn unser Schicksal ist einfacher. Eine 'Vereinnahmung' von IS verbietet sich daher in erster Linie aus moralischen Gründen. Andererseits bin ich der Ansicht, dass in ferner Zukunft hier die Fakten akzeptiert werden.
Das erste Ziel sollte heute sein, dass sinnlose Verstümmelungen von Neugeborenen endlich aufhören und Unterschiede akzeptiert werden.
Liebe Grüße, danke für den Film, Anita ab
P.S. Als Mathematikerin sträubt sich in mir alles, wenn eine Inklusion (Wenn-dann Beziehung) umgedreht wird. Zitat "wie Intersexuelle sich fühlen, wenn sie "Transidente" genannt werden." Das wäre sachlich völlig falsch, denn genau das sind Intersexuelle meist nicht! Andersrum wäre es inhaltlich möglich, (TS ist eine Teilmenge von IS) aber unhöflich, da andere Intersexuelle, wenn die Sache äußerlich sichtbar ist, mehr leiden müssen. Auch wenn TS häufiger ist, sachlich gesehen, sind TS der Spezialfall.
FÜR: Menschenrechte, eine gelebte demokratische Zivilgesellschaft, die Minderheiten schützt ERGO: Umfassende Bildung für alle, effektive Regeln in Alltag und Netz, eine gut ausgestattete Polizei/Justiz
Ist schon klar, Jana, dass das nicht durcheinander gebracht werden darf; es treten halt gelegentlich mischformen auf, sei es durch i.d.r. mutationsbedingte über- oder unterproduktion von hormonen oder rezeptorendefekte oder andere genetische "diversitäten"; und das alles im biologisch ja fast normalen bereich von sog. abweichungen von der soll-norm; sind also als normal anzusehen, obgleich das viele mitmenschen nicht so einfach kapieren können oder wollen. Nun, unser aller situation hat sich in den letzten jahren bereits deutlich verbessert (wenn auch nicht überall auf der welt), und es geht langsam voran, sehr langsam halt....
Ich glaube, dass viele Medienvertreter noch gar nicht wissen, wie wichtig eine präzise Sprache für TS aber auch IS ist und wie schnell manche deshalb verletzt sind und aus dem Bauch heraus dann reagieren. Ich habe in meinem Blog versucht, dazu aufzuklären und ich habe im Blick auf die Medien eine Info erstellt, um zumindest mal den Begriff "Geschlecht", wie ihn Dr. Haupt in seinem Aufsatz "Sie sind ihr Gehirn" auf S.20 differenziert und allgemein verständlich darstellt, zu vermitteln. Als ich von einem Privatsender angesprochen wurde, habe ich auf diese Info hingewiesen und auch deutlich gemacht, dass es mir nicht um meine Person geht, sondern vor allem um Aufklärung über das Thema. In der Landshuter Zeitung kam das alles einigermaßen passend (natürlich wird es immer noch genügend Kritikpunkte geben, aber unter dem stressigen Alltag, den manche Journalisten haben und unter dem Zeitdruck, unter dem sie stehen fand ich das Ergebnis ganz passabel). Der Privatsender ist nun bereit, einen Vertrag zu machen, in dem meine Rechte festgelegt werden und ein Wissensformat zu erstellen und auch Dr. Haupt als Neurowissenschaftler in die Sendung einzuladen. Ich bin mal gespannt, ob Dr. Haupt mitmachen will und wie ggf. der Vertrag aussieht. Ich werde den in aller Ruhe mit einem Experten für Medienrecht besprechen - ebenso mit meiner Frau und meinen Vorgesetzten und nur, wenn alle der Meinung sind, dass das gehen könnte, werde ich unterschreiben. Aber ich fand es bemerkenswert, wie die Redaktion auf meine Bedenken reagierte (und auch auf meine Negativerfahrungen mit der Sendung Fact (MDR), die ich in meiner ersten Ausbildungsphase gemacht habe). Ausgehend von der Begrifflichkeit, die Dr. Haupt verwendet, finde ich den Begriff "Transidentität" wenig hilfreich: Was ist denn bei der "Trans - Identät" nun das, was "trans" im Sinne von "hinüber" ist (Magnus Hirschfeld übersetzte leider das lat. Wort "trans" falsch mit "entgegen" und sorgte damit schon für Konfusion). Das Hirngeschlecht bleibt gleich, das Chromosomengeschlecht auch... - also passt der Begriff eigentlich nur, wenn man sprachlich so präzise ist, im Zusammenhang von Transidentität vom Hormongeschlecht oder Genitalgeschlecht zu sprechen - ob das ein Medienvertreter aber tun wird? Von einigen habe ich den Vorschlag gehört, statt von TS besser von "transgeschlechtlich" zu sprechen (sofern klar ist, dass dieser Begriff sich nicht auf etwas "erworbenes / erlerntes", sondern auf einen Zeit vor der Geburt bezieht). Ich habe bislang noch keine TS / transgeschlechtliche Frau gehört, die diesen Begriff ablehnte. Wie seht ihr das? LG Doro
Ich halte den Begriff "Transidentität" nicht gerade für glücklich. Es ist vor allem für die meisten Leute so nicht verständlich, was damit gemeint ist. Viele können da mit Transsexualität mehr anfangen. Aber das ganze Thema gegenüber Medien verständlich zu machen ist schon eine Herausforderung. Viele Medien, vor allem im Boulevardbereich, neigen zur Simplifizierung und dabei kommen dann halbfertige Beschreibungen bei raus. Deshalb ist ja dort leider auch öfter von Geschlechtsumwandlungen zu hören. Da hilft dann nur, auch mal nachzuhaken und die, wie Du ja auch schon richtig gemacht hast, klarzustellen wie die Fakten sind. Leider sind manche Journalisten egozentrisch und lassen sich nichts sagen. Andere sind da aber durchaus offen für.
Leider ist es so, daß viel von dem, was rüberkommt, von der persönlichen Aufnahme des Journalisten abhängt. Ob er/sie das Problem und die Beschreibung wirklich verstanden hat. Da hilft nur nachfragen, auf den Zahn fühlen. Solche Erfahrungen hatte ja auch Steffi neulich mit der Journalistin im 37-Grad-Beitrag gemacht.
mit dem Begriff transidentisch kann ich in Bezug auf meine Person auch nichts anfangen. Ich wollte nie meine Identität wechseln oder verändern. Ich bin, wer ich bin - nur geschlechtlich war ich eben nicht so, dass es zu meiner Identität gepasst hätte. Transgeschlechtlich erscheint mir in der Tat treffender... jedenfalls für mich persönlich in der Transitionsphase.
Mit "transidentisch" könnte man wieder auf die 'Identitätsstörung' gemäß ICD zielen, mit "transsexuell" verknüpfen die Leute meist irgendeine 'sexuelle Abart'. Das "transgeschlechtlich" klingt für meine Augen und Ohren eigentlich am unverfänglichsten, aber wenn wir darüber grundsatzdiskutieren, zerreiben wir uns an Begriffsdefinitionen, wie die Erfahrung mir zeigt.
Gerade in den letzten Tagen habe ich auf Facebook mit einem kleinen simplen Kommentar zum Statement einer Trans*person, die sich selber als "Transe" und die transitionelle Angleichung allgemein als "Transerei" bezeichnete, eine dreitägige hitzige Debatte ausgelöst, warum "Transe" von vielen als Schimpfwort gesehen oder benutzt wird und man es unterlassen sollte, sich auch noch selber diesen klischeebehafteten Schuh anzuziehen...
Zur Verdeutlichung, warum ich persönlich den Begriff "Transe" nie für eine ernsthaft angleichungswillige Person verwende, hier mal eine recht anschauliche Definition, was Otto-Normal-Bürger meist mit diesem unsäglichen Begriff verbindet:
geschlechtlichkeit finde ich eigentlich die agemessenste entsprechung des fremdworts sexualität.
wir haben da ja ein entsprechungsproblem. im englischen gibt es "sex" als das körperliche geschlecht und "gender" als das soziale geschlecht. wir haben dafür keine unterschiedlichen wörter, sondern sagen dazu generell "sexualität" oder "geschlecht". das ist ein bisschen beschränkt, liegt aber an der sprache. und das sorgt dann in der folge schonmal für verwirrung und kontroversen. andererseits assoziieren viele das wort "sexualität" im deutschen mit sexuellen aktivitäten, was aber auch nicht zwingend ist. im englischen ist damit wie gesagt nicht das poppen an sich, sondern körperliche geschlechtlichkeit gemeint.
ich habe kein problem mit dem begriff "transsexualität", aber im deutschen klingt transgeschlechtlich nochmal sachlicher ... das finde ich ganz gut.
und zu dem begriff "transe" ... wenn man wörter den anderen überlässt, dann laden diese anderen die wörter auch negativ auf. wer das noch miterlebt hat: in den 80ern und 90ern war "schwul" auch sehr negativ besetzt, es war eigentlich ein schimpfwort. das hat sich mittlerweile geändert, weil sich schwule den begriff selbstbewusst angeeignet haben. heute gibt es schwule filme, schwule kultur, schwule feste und einen schwulen regierenden bürgermeister, der schwulsein oeffentlich auch gut so findet.
ich plädiere jetzt nicht dafür, das wort transe inflationär und unreflektiert zu verwenden. aber ich ziehe es vor, begriffe selbst zu prägen, statt mich von anderen etikettieren zu lassen ... man kann sich begriffe auch aneignen, statt sie anderen preis zu geben. und in manchen situationen - je nach gesellschaftspolitischer konstellation - vertrete ich mich auch selbstbewusst als "transe", ironisch, konfrontativ, mit stolz oder mit spaß.
"Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen, das immer dann die Ruhe verliert, wenn von ihm verlangt wird, dass es nach Vernunftgesetzen handeln soll." - Oscar Wilde “Ohne eine Abweichung von der Norm ist kein Fortschritt möglich.”- Frank Zappa "Samstag ist Waschtag." - Sheldon L. Cooper "I had a flashback of something that never existed" - Sara Digitala "Fuck Size Zero" - Carolin Kebekus
Ich ziehe nach wie vor Transident vor, weil es nichts mit Sex (transsexuell und anderen unsachlichen Volksmund Begriffen) zu tun hat. Da transident den Bezug aufs Geschlecht oder die Transgeschlechtigkeit auch beinhaltet...um die Assoziation mit Sexualität und damit Missverständnisse zu vermeiden. Ich empfinde die Reaktionen diesbezüglich auch sehr angenehm fördernd, weil dann viele Themen interessierte Menschen sich mit einem "neutralen" Begriff konfrontiert sehen, welche diese zum Teil gar noch nicht kennen. Somit ensteht eine neutralere Kommunikations Basis, was ich wiederum hilfreich und sehr konstruktiv betreffend der Kommunikation/Thema finde. Ich habe damit sehr gute und interessante Erfahrungen gemacht, so hat jede ihre Vorlieben .
Mir entspricht auch sehr die Definition von Wiki, für mich passts :
Die Kritiker des Begriffes Transsexualität argumentieren, dass damit zwar ursprünglich die Empfindung eines Menschen gemeint sei, die falschen Sexualorgane zu besitzen, jedoch die Assoziation zu Sexualität sehr nahe liege. Tatsächlich aber sei Transidentität kein sexuelles Problem im Sinne „sexueller Handlungen“ oder „sexueller Präferenzen“ oder „sexueller Orientierung“. Transidente wollen vielmehr sozial als Angehörige des jeweils körperlich anderen Geschlechts anerkannt werden und streben folglich eine Angleichung von Körper (Fremdwahrnehmung) und Selbstwahrnehmung an. Der Begriff Transidentität soll die Assoziation mit Sexualität und damit Missverständnisse vermeiden, die durchaus praktische Auswirkungen auf das Leben von Transidenten haben. Diese sind nicht nur allgemeiner Natur, sondern auch zum Beispiel in den Begutachtungen, die für die medizinische Behandlung und für die Namens- und Personenstandsänderung notwendig sind; diese waren (heute selten) häufig sehr auf sexuelle Fragen konzentriert, ignorierten dagegen häufig soziale Fragen, welche die Transidenten als wesentlich wichtiger empfanden.