[Pressemitteilung erstmal in Textform, von ihr-wisst-schon-wem übersetzt; kommt nachher sicherlich noch mit Layout]
Transgender Europe: Pressemitteilung: 14. November 2012
Transgender Europes Trans Murder Monitoring Project zeigt 265 Morde an Transmenschen in den letzten 12 Monaten
Insgesamt wurden 1083 Morde an Transmenschen seit Januar 2008 berichtet
Der 14. internationale Transgender Day of Remembrance findet am 20. November 2012 statt: Seit 1999 gibt es jeden November den Transgender Day of Remembrance (TDoR), wo man sich der im vergangenen Jahr ermordeten Transmenschen erinnert. Der TDoR fördert das öffentliche Bewusstsein über Hassdelikte an Transmenschen, bietet Raum für öffentliche Trauer und würdigt das Leben derjenigen Transmenschen, die ansonsten in Vergessenheit geraten würden. Damals gab es den TDoR nur in den USA, mittlerweile gibt es ihn in vielen Teilen der Welt. Er fand bislang in über 180 Städten in mehr als 20 Ländern in Nordamerika, Europa, Asien, Afrika und Ozeanien statt.
Leider kamen dieses Jahr 265 Transmenschen zu dieser Liste hinzu, damit man sich ihrer erinnert, sie betrauert und würdigt, wie ein Update der Resultate des Trans Murder Monitoring Project von Transgender Europe offenbart.
Das Trans Murder Monitoring Project (TMM) begann im April 2009 und überwacht, sammelt und analysiert systematisch Berichte von Morden an Transmenschen in der ganzen Welt. Updates der vorläufigen Resultate, die im Juli 2009 erstmals veröffentlicht wurden, gibt es zwei bis drei Mal im Jahr in Form von Tabellen, Karten und Namenslisten auf der Website des "Transrespect versus Transphobia Worldwide"-Projekts: http://www.transrespect-transphobia.org/...tmm-results.htm
Jedes Jahr im November bietet Transgender Europe ein spezielles Update der TMM-Resultate für den internationalen Transgender Day of Remembrance, um Aktivist_innen weltweit dabei zu unterstützen, das öffentliche Bewusstsein über Hassdelikte an Transmenschen zu verstärken.
Im Vergleich zu den TDoR-Updates der letzten Jahre (162 Berichte 2009, 179 Berichte 2010, 221 Berichte 2011) erleben wir eine signifikante Zunahme, was auf das extreme Level an Gewalt hindeutet, dem viele Transmenschen weiterhin ausgesetzt sind. Diese Zunahme kann jedoch auch in der stärkeren Kooperation und dem intensiveren Datenaustausch des TvT-Projekts mit Trans- und LGBT-Organisationen begründet sein, die Morde an LGBT- bzw. Transmenschen in lokalem oder nationalem Kontext dokumentieren, wie z. B. die Grupo Gay da Bahia (Brazil), das Observatorio Ciudadano Trans (Cali, Colombia), Pembe Hayat (Turkey) oder TVMEX – Travestis México.
Das Update zeigt Berichte ermordeter bzw. zu Tode gekommener Transmenschen in 29 Ländern in den letzten 12 Monaten, wobei die Mehrheit aus Brasilien (126), Mexiko (48) und den USA (15) kommt, gefolgt von Venezuela (9), Honduras (8), Kolumbien (6), Uruguay (6) und Guatemala (5). In Asien gab es die meisten berichteten Fälle in Indien (6), Pakistan (5) und den Philippinen (4), und in Europa in der Türkei (5).
Wie in den vorigen Jahren gab es die meisten berichteten Fälle in Mittel- und Südamerika, die insgesamt 80% der weltweit berichteten Mordfälle an Transmenschen seit Januar 2008 ausmachen. 2008 gab es in Mittel- und Südamerika 94 Morde in 13 Ländern, 2009 gab es 165 Morde in 16 Ländern, 2010 gab es 181 Morde in 13 Ländern, 2011 gab es 208 Morde in 16 Ländern. 2012 gab es bisher 224 Morde in 19 mittel- und südamerikanischen Ländern. Auch die stärkste Zunahme an Berichten findet sich dort, z. B. in Brasilien (2008: 57, 2009: 68, 2010: 99, 2011: 105, 2012: bisher 111) und Mexiko (2008: 4, 2009: 9, 2010: 14, 2011: 33, 2012: bisher 43). In Asien gab es die meisten Berichte von den Philippinen (28), aus Indien (21) und Pakistan (19). Was Europa betrifft, so zeigen die Daten weiterhin eine erhöhte Fallrate in der Türkei in den vergangenen Jahren (2008: 4, 2009: 7, 2010: 7, 2011: 6, 2012: 5), was seit Januar 2008 eine Gesamtzahl von 29 berichteten Fällen ergibt.
Insgesamt zeigen die vorläufigen Resultate 1083 Berichte ermordeter Transmenschen in 56 Ländern seit Januar 2008.
Das neue Ergebnisupdate zeigt, dass in den letzten 58 Monaten 98 Morde an Transmenschen in Asien berichtet wurden (2008: 15, 2009: 17, 2010: 29, 2011: 24, 2012: bislang 13), 69 in Nordamerika (2008: Kanada: 1, USA: 18, 2009: USA: 13, 2010: USA: 9, 2011: USA: 16, 2012: Kanada: 1, USA: bislang 11), 64 in Europa (2008: 13, 2009: 19, 2010: 10, 2011: 14, 2012: bisher 8) und 6 in Afrika (2008: 2, 2009: 1, 2011: 1, 2012: 2) sowie 4 in Ozeanien (2008: 3, 2009: 1).
Das TDoR-Update der vorläufigen Resultate zeigt auch, dass seit Januar 2008 von 64 Morden an Transmenschen in 11 europäischen Ländern berichtet wurde (Albanien: 1, Deutschland: 2, Frankreich: 2, Großbritannien: 5, Italien: 15, Polen: 1, Portugal: 1, Russland: 2, Serbien: 1, Spanien: 5, und Türkei: 29). In Asien wurden seit Januar 2008 insgesamt 99 Morde an Transmenschen in 14 Ländern berichtet (Afghanistan: 1, Aserbaidschan: 2, Bangladesch: 1, China: 6, Indien: 21, Indonesien: 4, Irak: 3, Iran 1, Malaysia: 6, Pakistan: 19, Philippinen: 28, Republik Korea: 1, Singapur: 1 und Thailand: 4). In Afrika, wurden seit 2008 insgesamt 6 Mordfälle berichtet (Algerien: 1, Mauritius: 1, Südafrika: 3 and Uganda: 1) und in Ozeanien 4 (Australien: 1, Fidschi 1, Neu-Kaledonien: 1 und Neuseeland: 1).
Wir wissen aber, dass selbst diese hohen Zahlen nur ein Bruchteil der tatsächlichen Zahlen darstellen; die Wahrheit ist weit schlimmer.
Wir verzeichnen nur die berichteten Fälle, die durch Internetrecherchen gefunden werden konnten. In den meisten Ländern existieren keine systematischen Daten über ermordete Transmenschen, und es ist unmöglich, die Zahl der nicht berichteten Fälle zu schätzen. Ein weiteres Ergebnis dieser Updates ist, dass Brasilien zwar besondere Aufmerksamkeit aufgrund der hohen Mordzahlen bekommt, die Mordzahlen in anderen süd- und mittelamerikanischen Ländern wie Kolumbien und Venezuela, speziell aber Honduras und Guatemala, angesichts der weit geringeren Bevölkerungszahlen in jenen Ländern gleichauf oder sogar noch gravierender sind.
Während die Dokumentation von Morden an Transmenschen unentbehrlich ist, um das schockierende Ausmaß von Menschenrechtsverletzungen gegen Transmenschen auf der ganzen Welt zu demonstrieren, besteht ebenfalls Bedarf an der gründlichen Erforderung verschiedener anderer Aspekte in Bezug auf die Menschenrechtslage von Transmenschen. Daher hat Transgender Europe das Trans Murder Monitoring Project zum Forschungsprojekt "Transrespect versus Transphobia Worldwide" (TvT) weiterentwickelt. TvT ist ein vergleichendes, beständig fortlaufendes qualitativ-quantitatives Forschungsprojekt, welches einen Überblick über die Menschenrechtslage von Transmenschen in verschiedenen Teilen der Welt bietet und nützliche Daten und Lobbywerkzeuge für internationale Institutionen, Menschenrechtsorganisationen, die Transbewegung und die breite Öffentlichkeit entwickelt. Ein Forschungsteam von Transgender Europe koordiniert das Projekt, das von den Open Society Foundations, der ARCUS-Stiftung und teilweise von der Heinrich-Boell-Stiftung finanziert wird. Das TvT-Forschungsteam wird von einem beratenden Gremium aus über 20 internationalen LGBT-, Trans- und Menschenrechtsaktivist_innen und Akademiker_innen aus Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika, Europa, Nordamerika und Ozeanien unterstützt. Darüber hinaus arbeitet das Team mit 17 Partnerorganisationen in diesen sechs Weltregionen zusammen.
Im Dezember 2012 veröffentlicht Transgender Europes TvT-Forschungsteam gemeinsam mit seinen Partnern im globalen Süden und Osten einen umfassenden Forschungsbericht, in welchem die TMM-Daten komparativ analysiert und kontextualisiert werden.
Bei weiteren Fragen oder wenn Sie das Forschungsprojekt unterstützen möchten, kontaktieren Sie bitte das TvT-Forscherteam: Dr. Carsten Balzer und Dr. Jan Simon Hutta research[at]transrespect-transphobia.org http://www.transrespect-transphobia.org
Wenn Sie das Projekt "Transrespect versus Transphobia Worldwide" unterstützen möchten, können Sie auch Transgender Europe spenden (Einzelheiten siehe unten). Bitte schreiben Sie "TvT project" als Zahlungszweck. Kontoinhaber: Transgender Europe Bank: BAWAG P.S.K., Georg-Coch-Platz 2, 1010 Wien, Österreich BIC/SWIFT: OPSKATWW IBAN: AT41 6000 0190 1000 1504 Zahlungszweck: TvT project
Die detaillierte Liste mit den 265 Mordfällen hab ich mittlerweile auch geschafft, Regina. Nützt euch das in Spanien was? Dann würd ich's dir schicken. Carla layoutet grad.
Danke, Sandra, ich könnte es verlinken; wär das sinnigste; die kompletten texte stellt hier keine asociación direkt in's netz; und ich würde es mit einem link auch auf ein paar T-facebookseiten packen. Besos, Regi
Prima, ich schick's dir per E-Mail. Deutsch und Englisch. Beim Deutschen muss ich noch kurz aufs Layout warten, ansonsten schick ich dir die unlayoutete Word-Datei. Bilder braucht ihr keine, oder? Sonst nenn ich dir Quellen, aber Vorsicht, ganz klare Triggerwarnung.
Ja, shit alles, und vor ein paar tagen wieder eine offenbar von ihrem novio (verlobten) nicht weit von hier ins jenseits befördert. Spanien ist fast schon europäische spitze für häusliche und tödliche gewalt gegen frauen, nicht nur in unserem ja doch etwas sehr speziellen spektrum. Ist wirklich mehr als nur zum kotzen, was weltweit abgeht. Sorry, aber ich bin da meist schon am fließen meiner tränen.
Zitat von olminaOb so was hier auch den Haß auf Transgendermenschen schürt?
homophobe in aller öffentlichkeit mit menschen zu konfrontieren, auf die sie all ihre inneren widersprüche und unsicherheiten projezieren ...? ich würde sagen: JA!
naja, ich glaub auch, dass eine jerry springer-show, in der sich die gäste zum schluss nicht ans leder gehen, aus sicht der produzenten wahrscheinlich keine erfolgreiche folge war. und ich glaub auch, dass diese show genau deswegen gekuckt wird.
"Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen, das immer dann die Ruhe verliert, wenn von ihm verlangt wird, dass es nach Vernunftgesetzen handeln soll." - Oscar Wilde “Ohne eine Abweichung von der Norm ist kein Fortschritt möglich.”- Frank Zappa "Samstag ist Waschtag." - Sheldon L. Cooper "I had a flashback of something that never existed" - Sara Digitala "Fuck Size Zero" - Carolin Kebekus
Nun, ich habe mir diese gute halbe stunde mit nur leicht gemischten gefühlen rein getan. Im grunde wird hier überhaupt keine transphobie geschürt, bzw. rüber gebracht: im gegenteil! Über diese medien, wenn auch nicht grade toll hinsichtlich des konzepts und der inszenierung, wird trans-realität mit vielen problematischen aspekten in eine breite öffentlichkeit (hier mehr der intellektuell etwas unterbelichteten mainstream-bevölkerung (und mit dieser wortwahl betreibe ich KEINEN gesellschaftlichen "klassen"-rassismus) transportiert, als teil der realen normalität bzw. diversität (positiv!!!).
"Being transsexual and living it" ist also präsent, und hat sich damit auch - zumindest teilweise schon einmal recht gut - aus der gewissen ignorierten, bzw. zu ignorierenden, aber (leider) auch exotischen (noch 70er jahre: trans-kabarett, etc.) grauzone heraus, in's licht einer uns doch ernstlich immer mehr akzeptierenden öffentlichkeit, in die sichtbarkeit und auch akzeptanz, gebracht.
Sehe ich das falsch?
Meine eigenen erfahrungen sind jedenfalls recht positiv, als offen als solche so lebende TF, die nicht beabsichtigt, auch nicht nach FFS und gaOP, in den biofrauen-dschungel, in's 100%ige oder klischeehaft noch mehr, wirklich ganz und gar FRAUSEIN abzutauchen.
LG, Regina
Nachsatz: in "meine" klinische psychologin, der beiden von der gender unit der uniklinik von Malaga, nach meiner session bei ihr am dienstag, könnte ich mich ja schon fast verlieben....
Nein, Regina, das siehst du durchaus nicht falsch. Es gibt jedoch einige Anschlussgedanken:
a) Von Minderheiten wird viel zu schnell von irgendwelchen Diskriminierungen, von Hass und von Phobien gesprochen, wo in Wirklichkeit gar keine sind. Dies als Grundsatzfeststellung vorab mit dem gleichzeitigen Plädoyer für eine bessere Differenzierung. Es gibt durchaus handfeste Diskriminierungen da draußen, oft so gravierend, dass Menschen zu Tode kommen -- aber nicht jede kritische Äußerung und nicht jeder Sachverhalt ist gleich "xxx-phob". Ich denke, darin stimmen wir beide überein, dies ist einfach nur eine Grundsatzfeststellung, die ich jeder Minderheit ans Herz legen möchte. Wer sich als Unbeteiligter da draußen über Transmenschen äußert, sticht in ein Wespennest, denn was nicht 100%ig klar und nachdrücklich positiv ist, wird gerne mal als Beleidigung / Diffamierung / Herabsetzung / Transphobie™ gewertet -- dafür gibt es zahllose Beispiele, einige relevante davon wurden durch TransNewsNet dokumentiert. Dadurch werden potentielle Verbündete verscheucht. Auch wenn ich mich z. B. kritisch über den Islam äußere, bedeutet das nicht, dass ich gleich islamophob™ wäre, oder wenn ich ein Verbrechen verurteile, das ausnahmsweise ein Kenianer oder Nigerianer verübt hat, macht mich das nicht automatisch xenophob™. Wie gesagt, alle Minderheiten sind hyperempfindlich und handeln auf genau diese Weise. Wir sollten da mit gutem Beispiel vorangehen. Mit diesem Blick bzw. diesem Bewusstsein bitte ich auch Jerry Springer zu betrachten.
b) Die Menschen, die bei Jerry Springer oder bei Deutschland sucht den Superstar oder bei Big Brother etc. pp. auftauchen, sind in vielen Fällen (jedoch längst nicht allen Fällen) Menschen, die eher die Qualität "Paradiesvogel" haben, als dass sie einen adäquaten Querschnitt durch die Transgemeinschaft bieten. So richtig passend repräsentiert fühle ich mich durch diese Kandidaten nicht. Allerdings gilt dies für die anderen Gäste dieser Shows ebenfalls und wird vom Publikum vermutlich sogar erwartet. Öffentlichkeitsarbeit muss also viele weitere Ansatzpunkte haben als nur solche plakativen, nicht den Querschnitt widerspiegelnden Shows. Die Grundproblematik ist: Wenn NUR solche Leute in den Medien präsent sind, entsteht der Eindruck, alle Transmenschen wären so, denn wir sind eine Minderheit, und da wird von wenigen Beispielen auf die Gesamtheit geschlossen (simple menschliche Psychologie). Daher ist es dringend nötig, dass neben der plakativen Darstellung auch die "Normalität" gezeigt wird, wie auch immer diese definiert sein mag.
c) Geschlecht als Fundament des menschlichen Daseins ist ein so gravierendes Merkmal, dass viele Menschen nach wie vor Probleme mit Menschen wie uns haben, die durch ihre bloße Anwesenheit das ganze Thema "Geschlecht" in Frage stellen und Konzepte über den Haufen werfen. Menschen klopfen sich bei jeder Begegnung auf ihr Potential als Sexualpartner ab, egal ob 15 oder 85, arm oder reich, dick oder dünn. Wer dann bei einem solchen Taxieren eine Transfrau als Frau wahrnimmt und entsprechend ansieht, dann aber herausfindet "Die war ja mal ein Mann!!", dann fängt ein simpler psychologischer Mechanismus an: "Die war ein Mann! Das heißt, die IST in Wirklichkeit ein Mann! Die belügt und betrügt und will mich reinlegen! Ich bin nicht schwul!" Und dann beginnt die heftige Abneigung und das Bekämpfen. Ich sollte diesen Mechanismus eventuell etwas ausführlicher darlegen, jedenfalls ist er Bestandteil der so genannten "gay panic defense", die bei Morden an Transmenschen gerne mal vor Gericht vorgebracht werden. "Hohes Gericht, ich war nicht bei Sinnen, es ist einfach mit mir durchgegangen." Was will ich eigentlich damit sagen? Shows wie Jerry Springer sind nicht dazu geeignet, obige Reaktionen einzudämmen. Sie fördern eher die Unterschiede, die Differenzen, zeigen mit dem Finger. Die Darstellung ist zwar nicht "negativ" an sich, aber sie ist "neutral-kurios", sie sensationalisiert Transmenschen und behandelt sie wie ein Tier im Zoo, begafft von einem sensationslüsternen Publikum. Wir brauchen daher das Gegengewicht einer neutralen, sachlichen Darstellung durch andere Medien. Jerry Springer ist nicht transphob, es gibt da ganz andere Radio- und Fernsehshows da draußen, die wirklich transphob sind. TransNewsNet bot mehrere Beispiele. Da wir eine Minderheit sind, ist das Gegengewicht dringend erforderlich, um ein gesundes Gesamtbild über Transmenschen zu erzeugen. Denn mittlerweile ist die (westliche...) Menschheit durchaus bereit, sich der Realität der Transmenschen zu stellen, die Akzeptanz und Toleranz hat in den letzten Jahren spürbar zugenommen.
d) Lass das mit der Psychologin, das passiert vielen, die sich endlich "verstanden" fühlen
Zitat von Sandra Geschlecht als Fundament des menschlichen Daseins ist ein so gravierendes Merkmal, dass viele Menschen nach wie vor Probleme mit Menschen wie uns haben, die durch ihre bloße Anwesenheit das ganze Thema "Geschlecht" in Frage stellen und Konzepte über den Haufen werfen. Menschen klopfen sich bei jeder Begegnung auf ihr Potential als Sexualpartner ab, egal ob 15 oder 85, arm oder reich, dick oder dünn. Wer dann bei einem solchen Taxieren eine Transfrau als Frau wahrnimmt und entsprechend ansieht, dann aber herausfindet "Die war ja mal ein Mann!!", dann fängt ein simpler psychologischer Mechanismus an: "Die war ein Mann! Das heißt, die IST in Wirklichkeit ein Mann! Die belügt und betrügt und will mich reinlegen! Ich bin nicht schwul!" Und dann beginnt die heftige Abneigung und das Bekämpfen. Ich sollte diesen Mechanismus eventuell etwas ausführlicher darlegen, jedenfalls ist er Bestandteil der so genannten "gay panic defense", die bei Morden an Transmenschen gerne mal vor Gericht vorgebracht werden. "Hohes Gericht, ich war nicht bei Sinnen, es ist einfach mit mir durchgegangen."
Liebe Sandra,
herzlichen Dank für diese Zeilen, denen ich vollzustimme, entschuldige bitte die kleine Abweichung vom Thema (Murder), aber aktuelle Erfahrungen, die ich auf größeren Veranstaltungen mit langjährig 'befreundeten' Personen machte, möchte ich ergänzen:
+ Wenn es sehr gut läuft, werde ich von Frauen als Kollegin wahrgenommen und gleichzeitig vergessen Kollegen, die dabei sitzen, die weibliche Erscheinung und sehen ihren ursprünglichen Freund. + Bzw. in anderem Zusammenhang kann ich sogar zwischen beiden Geschlechtern vermitteln.
- In rein männlicher Gesellschaft stört oft meine Anwesenheit. Was sich z.B. an schlüpfrigen Bemerkungen (natürlich nie über mich!) zeigt, die in Gegenwart von Biofrauen nie fallen würden. Oder ich bin quasi unsichtbar. - Oder in Gesellschaft von 1-2 Biofrauen fallen unerwartete Anmerkungen. Wenn wir über die Kinder reden, werde ich z.B. zwischendurch auch einmal als ehemaliger 'Vater' tituliert. Wobei dies wahrscheinlich unbewußt geschieht.
Inzwischen halte ich das Problem grundsätzlich für unlösbar. Auch nach Jahren kommt es vor, dass ich Menschen, die nie ein Problem mit meiner TS hatten, insgeheim doch wieder verunsichere. *) Inzwischen glaube ich, dass der Begriff 'Geschlecht' in Cis-Menschen so tief & fest verankert ist, dass er nicht geändert werden kann. Daraus folgt, dass nur TS bzw. IS-Personen sich gegenseitig wirklich verstehen können.
Liebe Grüße ab
*) Natürlich kam es bei mir nie zur Eskalation und zu Aggressionen. Die Personen beherrschen sich, aber es kommt durchaus bisweilen zu deutlicher Ablehnung. Pädagogische Erfahrung half mir bisher zum Glück, Situationen zu entspannen.
FÜR: Menschenrechte, eine gelebte demokratische Zivilgesellschaft, die Minderheiten schützt ERGO: Umfassende Bildung für alle, effektive Regeln in Alltag und Netz, eine gut ausgestattete Polizei/Justiz