wahrscheinlich ist es in der letzten Jahren ohnehin schon immer schwerer geworden, neben einer Genital-OP zusätzliche geschlechtsangleichende Maßnahmen von der Krankenkasse bezahlt zu bekommen. Nun ist wohl endgültig Schluss damit, denn es gibt laut aktuellem Urteil des Landessozialgerichts (LSG) Baden-Württemberg zwar ein Recht auf eine "eindeutige" Angleichung, aber nicht auf eine "möglichst weitgehende" Angleichung.
U.a. hierfindet sich die dpa-Meldung: "Ein von der Klägerin, die als Mann geboren ist, geforderter operativer Eingriff sei nicht erforderlich, teilte das Gericht in einem am Mittwoch veröffentlichen Urteil vom Januar mit. Denn die Frau, die durch Hormonbehandlung bereits eine «mäßige» Brust entwickelt hatte, habe keine organischen Beschwerden"
Also, mir hat meine KK gerade vor drei Wochen den operativen Brustaufbau bewilligt. Ich musste auch nicht darum betteln. Eine Bescheinigung meiner Frauenärztin, dass sie eine Brustvergrößerung befürwortet, reichte aus. Aber ich wohne auch nicht in Baden-Württemberg, sondern in Niedersachsen.
meinen Informationen nach war es auch bisher für die meisten Betroffenen nicht einfach, eine operative Brustvergrößerung bei der KK durchzusetzen und musst häufig durch Gerichte erwirkt werden. Ich frage mich jedoch, warum die Klägerin nicht noch eine Instanz weiter zum Bundessozialgericht gegangen ist. Entsprechende Revisions- oder Einspruchsmöglichkeiten gegen dieses **Skandal**urteil müsste es eigentlich gegeben haben. Meiner Meinung nach ist hier sowieso ein Grundsatzurteil vom obersten Gericht lange überfällig, um uns den ewigen Kampf gegen die KKs zu ersparen.
Gruß Kira-Bianca
Als der Mensch allen Dingen ein Geschlecht gab, meinte er nicht zu spielen, sondern eine tiefe Einsicht gewonnen zu haben. Den ungeheuren Umfang dieses Irrtums hat er sich sehr spät und jetzt vielleicht noch nicht ganz eingestanden.
Friedrich Wilhelm Nietzsche, Morgenröthe - Kapitel 2
Zitat von Kira-Bianca Meiner Meinung nach ist hier sowieso ein Grundsatzurteil vom obersten Gericht lange überfällig, um uns den ewigen Kampf gegen die KKs zu ersparen.
Wenn das aber negativ im Sinne der Betroffenen ausfällt, ist es ganz Essig mit Brust-Ops, dann kann sich jede Kasse einfach darauf berufen.
das Risiko besteht natürlich. Aber so berufen sich mit Sicherheit viele KKs jetzt auf das Urteil dieses Landessozialgerichts und wir müssen dann erst bis mindestens gleicher Instanz klagen. Dabei wird es aber gerade wegen diesem Präzdenzfall sehr wahrscheinlich zu Fällen von versagter Prozesskostenbeihilfe kommen wird, was für Viele dann ein unüberwindbares Hindernis darstellt. Ich zum Beispiel könnte mir unmöglich einen Prozess leisten. Auch wenn ich später Recht bekäme und die KK die Kosten übernehmen muss, zuerst will der Anwalt leider Vorschuss sehen. Auch das Gericht will ab der zweiten Instanz die Kosten vorab haben. Mit Hartz-4, was ich bekomme, unmöglich zu zahlen. Ehrlich, da ist mir ein Grundsatzurteil vom BSG lieber. Auch schätze ich die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Gunsten der KKs gesprochen wird, für sehr gering ein. Denn die KKs sind verpflichtet, psychische Schäden, sofern diese absehbar sind, schon vorbeugend zu behandeln und nicht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Und das BSG würde diesen Punkt in einem Grundsatzurteil sicherlich nicht unberücksichtigt lassen, was diese Wald- und Wiesenrichter am Landessozialgericht Baden-Württemberg offensichtlich getan haben.
Gruß Kira-Bianca
Als der Mensch allen Dingen ein Geschlecht gab, meinte er nicht zu spielen, sondern eine tiefe Einsicht gewonnen zu haben. Den ungeheuren Umfang dieses Irrtums hat er sich sehr spät und jetzt vielleicht noch nicht ganz eingestanden.
Friedrich Wilhelm Nietzsche, Morgenröthe - Kapitel 2
Zitat von Kira-BiancaDabei wird es aber gerade wegen diesem Präzdenzfall sehr wahrscheinlich zu Fällen von versagter Prozesskostenbeihilfe kommen wird, was für Viele dann ein unüberwindbares Hindernis darstellt. Ich zum Beispiel könnte mir unmöglich einen Prozess leisten. Auch wenn ich später Recht bekäme und die KK die Kosten übernehmen muss, zuerst will der Anwalt leider Vorschuss sehen. Auch das Gericht will ab der zweiten Instanz die Kosten vorab haben. Mit Hartz-4, was ich bekomme, unmöglich zu zahlen.
Hallo Kira-Bianca,
zumindest bis zum Landessozialgericht besteht gar kein Anwaltzwang, BSG weiss ich nicht, und die Verfahren sind kostenlos für Sozialversicherte/Leistungsempfänger (Link), es bestünde also auch ohne Mittel eine gewisse Chance so einen Prozess zu gewinnen.
Als Österreicherin hab ich natürlich andere Rechts-Grundlagen.
Sowohl von meiner Gynäkologin, als auch meiner Psychotherapeutin wurde mir bestätigt, daß eine Brustvergrößerung ohne Probleme bewilligt würde.
Nur, ich bin mir da zu unsicher, also aus medizinischen Gründen. Das hält doch nicht so lange, oder? Ja, ich geb's zu, ein klein bissi mehr hätte ich auch gern in der Bluse, aber ob es die Risiken wert ist?
Hallo Christina (...und natürlich auch alle Anderen...)
Ich habe da vor Kurzem bei GALILEO (Pro7) einen Beitrag gesehen, der sehr umfänglich darüber berichtet, wie heutige Silikon-Implantate beschaffen sind und hergestellt / verarbeitet werden; schaut euch den mal in aller Ruhe an und laßt eure Zweifel und ggf. Ängste ein wenig zertreuen oder zumindest relativieren.
leider muss ich sagen, dass die Begründung des oben zitierten Gerichts ziemlich schlüssig für mich klingt. Es heißt u.a. auch: "Erst recht bestehe kein Anspruch auf ein Idealbild weiblicher Brüste. Insoweit gälten für Transsexuelle keine anderen Maßstäbe als für genetische Frauen, bei denen die Krankenkasse auch bei erheblichem psychischen Leidensdruck keine Brustvergrößerung zahlen müsse." Man kann da vielleicht noch argumentieren, dass eine Frau mit körperlich männlichen Vorraussetzungen in vielfacher Weise benachteilig ist und ein entsprechend höherer Leidensdruck besteht, über eindeutig weibliche, sekundäre Geschlechtsmerkmale zu verfügen. Aber schwierig finde ich das allemal (und war es ja auch in der Vergangenheit). Ich erinnere mich an die erste Absage durch den MDK, der sowas schrieb wie: "es besteht keine erhebliche Abweichung zum Normzustand, also kein Grund zur OP". Das war schon Ende Ende 2001 so und ich ärgerte mich zunächst, dass ich nicht wie einige andere zu Fr. Dr. Krege nach Essen gegangen war, die sowas in einem Aufwasch mit der Genital-OP machte. Aber nach zwei Widersprüchen hatte ich dann doch die Bewilligung . Einen Anwalt hätte ich indes vermutlich niemals eingeschaltet.
Zitat von ChristinaNur, ich bin mir da zu unsicher, also aus medizinischen Gründen. Das hält doch nicht so lange, oder? Ja, ich geb's zu, ein klein bissi mehr hätte ich auch gern in der Bluse, aber ob es die Risiken wert ist?
Was meinst Du mit "das hält doch nicht so lange?" Meinst Du die Lebensdauer der Implantate? Hier bin ich allerdings auch etwas unsicher. Sind jetzt 10 Jahre drin und sind glücklicherweise nicht verkapselt oder hart geworden... aber man sagte mir seinerzeit, dass man spätestens nach 20 Jahren prüfen sollte, sie zu ersetzen. Risiken und selbst erlebt: Wundheilungsstörungen und anschließender, erheblicher Sensivitätsverlust. Merkwürdigerweise haben mir Bekannte mit Brust-OP (die mich vorher ermuntert hatten) erst nach meiner Schilderung dann auch erzählt, dass sie weniger fühlen und z.B. die Bewegungsfreiheit eingeschränkt wurde... Jedenfalls ist es nicht für jede der Spaziergang, als den es des öfteren dargestellt wird.
Eine meiner besten Freundinnen hat ihre bewilligte Brustaufbau-OP gerade vor wenigen Tagen ausführen lassen von einem Chirurgen, der die Implantate UNTER die Brustmuskulatur einsetzt und ich durfte mich persönlich davon überzeugen, daß diese Art der OP ein wundervolles Ergebnis hervorgebracht hat, das man als Unwissende(r) äußerlich nicht im Geringsten von einer natürlich gewachsenen Brust unterscheiden kann, da sich die submuskulären Implantate nicht sichtbar abzeichnen. Dadurch wird auch lediglich das körpereigene Gewebe angehoben und selbst beim Abtasten spürt man die Implantate nicht und tastet z.B. im Rahmen einer Brustkrebsvorsorgeuntersuchung auch lediglich das körpereigene Brustgewebe ab. Ich war davon so derart überzeugt, daß ich mich spontan ebenfalls bei demselben Chirurgen zum Beratungsgespräch angemeldet habe! Im von mir kurz vor deinem Beitrag verlinkten GALILEO-Bericht wird erwähnt, daß die heutigen Implantate zwischen zehn bis fünfzehn Jahre problemlos halten und von einigen Firmen sogar lebenslang garantiert kostenlos ersetzt werden, falls nötig. Ich finde, das beruhigt ungemein. Daß wir als (ehemals) Transsexuelle keine Sonderbehandlung gegenüber biologischen Frauen erwarten dürfen, hat man ihr auch gesagt, jedoch haben wir auf Grund unserer meist doch etwas herber Statur den Vorteil, daß kleine Brüste bei uns vergleichsweise noch kleiner wirken und die Indikation für den Brustaufbau doch etwas leichter erstellt werden dürfte; was der MDK dazu im Endeffekt sagt, steht natürlich auf einem anderen Blatt, aber kann man wirklich von einer Frau erwarten, mit einer Oberweite von 5 cm oder so glücklich zu leben?????
kann mir schon vorstellen, dass 10 Jahre in der Medizin viele Fortschritte bringen. Wobei ich gerade wieder mit einer Frau gesprochen habe, die nach einem Unterbrustmuskelimplantat ihre Arme für ein halbes Jahr nur noch eingeschränkt bewegen konnte - sie ist aber eher drahtig. Jedensfalls vielen Dank für Deine Info!
ZitatIm von mir kurz vor deinem Beitrag verlinkten GALILEO-Bericht wird erwähnt, daß die heutigen Implantate zwischen zehn bis fünfzehn Jahre problemlos halten und von einigen Firmen sogar lebenslang garantiert kostenlos ersetzt werden, falls nötig. Ich finde, das beruhigt ungemein.
Das mag ja alles richtig sein, aber wenn ich mir vorstelle, nach 10 Jahren wieder eine neue OP durchmachen zu müssen, dann wäre mir das doch zu viel. So ein Eingriff wird leider sehr oft heruntergespielt, es ist kein leichter Eingriff und die Risiken mit Fremdkörpern zu leben sollten nicht unterschätzt werden, da kann die Technik so weit sein wie sie will, das Risiko ist da, ob die Kosten nun übernommen werden oder nicht. Der menschliche Körper ist doch keine Maschine, bei der bestimmte Teile eine Garantie haben und im Schadensfall einfach ausgetauscht werden können. Ich hätte den Mut zu einer solchen OP nicht.
Gut, ich habe den Vorteil, daß ich meine Informationen aus erster Hand bekommen habe, weil meine Freundin ebenfalls von ihrem Operateur und seinem OP-Resultat begeistert war und sich bereitwillig für mich vor ihrer WebCam präsentiert hat. Ich weiß von ihr ebenfalls, daß sie am ersten Tag nach der OP etwas stärkere Schmerzen hatte, aber am nächsten Tag schon auf sämtliche Schmerzmittel verzichten konnte und da mir selber auch nicht gerade ein 'Atombusen' gewachsen ist trotz meiner 18-monatigen Hormontherapie, gibt es für mich gar keine Frage, daß ich diese OP - sofern ich sie genehmigt bekomme - machen lassen werde. Zuerst einmal heißt es ja nicht, daß die Implantate zwangsläufig nach 10 Jahren entfernt werden MÜSSEN; wenn sie noch okay sind, warum sollte man sie tauschen lassen? Auslaufen können moderne Implantate nicht mehr und seit den PIP-Pfuschern das Handwerk gelegt wurde, braucht keine Frau mehr zu fürchten, Baumarkt-Silikon in den Körper implantiert zu bekommen. Ich hab auch keine Faszination für Operationen am eigenen Körper entwickelt, aber ich werde definitiv niemals bis an mein Lebensende mit aufgeklebten Brustprothesen leben wollen! Wofür habe ich mich in die GA-OP begeben, wenn ich dann die wesentlich eher von Außenstehenden erkennbaren Merkmale einer Frau nicht haben kann? Will ich vor mir selbst im Spiegel als Frau erscheinen, oder doch einfach als Mann mit amputiertem Penis?! Welch naive Frage...
Zitat von Nicole Melanie Will ich vor mir selbst im Spiegel als Frau erscheinen, oder doch einfach als Mann mit amputiertem Penis?! Welch naive Frage...
Hängt dein Frausein so sehr an einem bisschen implaniertem Silikon?
Müssen wir jetzt wirklich diskutieren, warum ich mich als Frau ohne Brüste nicht wohl fühlen würde? Wohl kaum. Ich bin und bleibe eine Frau, aber soll ich freiwillig auf das verzichten, was eine Frau optisch zur Frau macht? Ich hab wohl genügend andere körperliche Makel, die mich von einer biologischen Frau deutlich unterscheiden zu kaschieren und dann auch noch auf Oberweite verzichten? Im Leben nicht, sorry. Eine Frau zu sein definiert sich für mich absolut nicht nur über die Äußerlichkeiten, aber eine Scheide und zwei Brüste gehören für mich dazu, sonst hätte ich mich ja nicht in die Transition begeben müssen. Wer von euch über die Hormone schöne feminine Oberweite erlangt hat - herzlichen Glückwunsch! Bei mir funktioniert es anscheinend nicht, also verspottet mich nicht auch noch!