Nur zur Info: Heute (22.4.) gibt es in der SZ (Bayern-Teil) einen langen Artikel über mich. Der Reporter kam am Donnerstag unangemeldet in unseren Gemeindenachmittag (ist eine öffentliche Veranstaltung) und ich musste reagieren. Kam aber fast alles ganz treffend (nur ein paar Dinge habe ich anders gemeint, aber ansonsten fand ich den Artikel ganz o.k.).
wenn ich den Artikel lese, so gruselt es mich schon, wie konsequent hier von "ihm" gesprochen wird. Legst Du selbst keinen großen Wert drauf, korrekt angesprochen zu werden? Ich hätte das bei meinem Coming-Out jedenfalls so nicht ausgehalten.
"Er fühlt als Frau. Nun will er sein Geschlecht leben, Hormone nimmt er schon, später will er sich operieren lassen." sagt die SZ. Von mir aus kann eine Zeitung ja noch schreiben: "Der Pfarrer ist eine Frau. Sie nimmt jetzt Hormone und will ihr körperliches Geschlecht später auch angleichen lassen". Ich meine, sowas sollte sogar eine Mainstream-Zeitung hinbekommen.
"Würde da nicht eine Handtasche an der Schulter baumeln, Zwölfer könnte auch als grüner Fundi der frühen Achtziger durchgehen." sagt die SZ.
... wirklich Dorothea, frau muss schon ziemlich stabil sein, um diese Beschreibungen zu ertragen. Für mich wäre das definitiv nichts.
... wirklich Dorothea, frau muss schon ziemlich stabil sein, um diese Beschreibungen zu ertragen. Für mich wäre das definitiv nichts.
hmhm, sieht ganz so aus, als hätte der autor eine ganz eigene meinung darüber, was dein geschlecht ist, dorothea ... aber das ist für aussenstehende offenbar auch eine schwierige sache, die entscheidung darüber, welchem geschlecht man angehört. sieht so aus, als würden sie sicherheitshalber lieber mal das amtlich verbriefte, genitalöse geschlecht zu grunde legen ... bevor sie da allzu sehr und progressiv voranpreschen und sich gar an dem coming out der betreffenden person zu orientieren. aber ich empfehl dir, in dieser phase mal nix zu sehr auf die goldwaage zu legen ...
"Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen, das immer dann die Ruhe verliert, wenn von ihm verlangt wird, dass es nach Vernunftgesetzen handeln soll." - Oscar Wilde “Ohne eine Abweichung von der Norm ist kein Fortschritt möglich.”- Frank Zappa "Samstag ist Waschtag." - Sheldon L. Cooper "I had a flashback of something that never existed" - Sara Digitala "Fuck Size Zero" - Carolin Kebekus
Leute, das ist mir so gar nicht aufgefallen, aber da habt ihr schon Recht und im Bezug auf mich selbst ärgere ich mich auch oft über so etwas. Naja, von der SZ kann man wirklich Besseres erwarten; prekär ist es insofern, als dass es ja auch in gewisser Weise zur Meinungsbildung beiträgt und mit dieser Lesart von Transsexualität alte Klischees nur wiederholt und nicht durchbrochen werden. Schade eigentlich.
"Gut gelungen" meinte ich denn eigentlich eher in dem Sinne, dass nichts mutwillig Gemeines auftaucht; anscheinend bin ich schon so voreingenommen (von ablehnenden Reaktionen etc.), dass mir so etwas gar nicht mehr auffällt ...
Zitat von Jana... wirklich Dorothea, frau muss schon ziemlich stabil sein, um diese Beschreibungen zu ertragen. Für mich wäre das definitiv nichts.
Keine Sorge, meine Lieben, das ist sie schon, unsere liebe Dorothea - So durfte ich sie jedenfalls vor einiger Zeit kennlernen... Hoffentlich bleibt das auch so, denn da es sich um den Dienst in der Kirche in Altbayern handelt, ist wirklich eine gewisse Stabilität nötig.
Trotz der Schwierigkeiten, die der Author der SZ mit der Wortwahl hatte, halte ich den Artikel /unter Berücksichtigung der Randbedingungen/ durchaus für 'brauchbar'. Herzliche Gratulation für Deinen Einsatz, liebe Doro Ganz liebe Grüße ab
Zitat von Franz Max...alte Klischees nur wiederholt und nicht durchbrochen werden. Schade eigentlich.
Lieber Franz, das ist leider so - Durchbrechen alter Klischees klappt meist nur heimlich, in kleinen Trippelschritten und gaaanz unauffällig Da kennt sich die alte Lehrerin aus. Am besten klappt Lernen, wenn die Lernenden es gar nicht merken... Liebe Grüße ab
FÜR: Menschenrechte, eine gelebte demokratische Zivilgesellschaft, die Minderheiten schützt ERGO: Umfassende Bildung für alle, effektive Regeln in Alltag und Netz, eine gut ausgestattete Polizei/Justiz
Damit Eure Feedbacks nicht nur intern bleiben, habe ich eine Umfrage eingerichtet, in der ihr alle abstimmen könnt und die Ergebnisse sind dann im www einsehbar. Wer mag, kann sich auch noch bei mir auf der privaten Website registrieren und dann in einem Kommentar seine Meinung genauer formulieren. Ich werde dann zu einem späteren Zeitpunkt der SZ mal ein Feedback in der Form geben, was da alles zu lesen ist. Das wirkt mehr, als wenn ich mich selbst nur ärgere (und es gab durchaus einiges, was mich ärgerte - vor allem, dass der Journalist mir im Vorfeld versicherte, ich dürfe alles noch mal lesen bevor es in den Druck geht und auch Korrekturwünsche anbringen - aber das geschah eben nicht... - immerhin hat er manche Inhalte, die mir wichtig waren, gebracht). Link zur Umfrage: http://www.familie-zwoelfer.de/sz-umfrage
Zitat von Jana... wirklich Dorothea, frau muss schon ziemlich stabil sein, um diese Beschreibungen zu ertragen. Für mich wäre das definitiv nichts.
Danke für den Hinweis - stabil bin ich wirklich - und fröhlich ohne Ende, seit ich die HRT begonnen habe und mein Leben lebe. Die wichtigsten Personen in meinem Leben stehen und zu mir und der Rest ist mir bei weitem nicht so wichtig, dass ich mich dauernd ärgern muss. Ich schaue lieber auf die nächsten Ziele: - eine fundierte und gut vorbereitete Reportage zum Thema TS - Talkshows mit anderen TS, die ich den Sendern gerne vermitteln werde (falls jemand von Euch dazu bereit ist: Bitte PN an mich!) - Sendung mit Dr. Horst Haupt - am besten in einem öffentlich-rechtlichen Sender mit einem passenden Format - Gründung eines Vereins, der unsere Interessen nachhaltig fördert (s. http://www.familie-zwoelfer.de) - Erstellung einer e-petition an den deutschen Bundestag mit dem Ziel, das argentinische Gesetz zur Gleichstellung in deutsches Recht zu übernehmen (dort ist auch die Leistungspflicht für Krankenkassen bei TS verankert, während in Frankreich durch die Entphatologisierung eine GaOP keine Kassenleistung mehr ist und ich eine TS kenne, die deshalb mit privater Zusatzversicherung sich in der Schweiz operieren lassen muss... - usw... und daneben ( ) habe ich ja noch ein Privatleben und einen Beruf
Zitat von DorotheaIch schaue lieber auf die nächsten Ziele: - eine fundierte und gut vorbereitete Reportage zum Thema TS - Talkshows mit anderen TS, die ich den Sendern gerne vermitteln werde (falls jemand von Euch dazu bereit ist: Bitte PN an mich!) - Sendung mit Dr. Horst Haupt - am besten in einem öffentlich-rechtlichen Sender mit einem passenden Format - Gründung eines Vereins, der unsere Interessen nachhaltig fördert (s. http://www.familie-zwoelfer.de) - Erstellung einer e-petition an den deutschen Bundestag mit dem Ziel, das argentinische Gesetz zur Gleichstellung in deutsches Recht zu übernehmen (dort ist auch die Leistungspflicht für Krankenkassen bei TS verankert, während in Frankreich durch die Entphatologisierung eine GaOP keine Kassenleistung mehr ist und ich eine TS kenne, die deshalb mit privater Zusatzversicherung sich in der Schweiz operieren lassen muss... - usw... und daneben ( ) habe ich ja noch ein Privatleben und einen Beruf
ZitatSZ-Nachtrag: Aufgrund verschiedener Leserkommentare zu diesem Beitrag, ein kleiner Hinweis: Der Text sollte in keiner Weise dazu beitragen, Frau Pfarrerin Zwölfer (oder weitere Transsexuelle) zu diskriminieren oder durch die männliche Anrede in ihren Gefühlen zu verletzen. Vielmehr gab es für diese gewählte Anrede Gründe, auf die hier aus Rücksichtnahme auf Beteiligte allerdings leider nicht näher eingegangen werden kann. Der Autor und Frau Zwölfer haben sich in einem sehr offenen, angenehmen Gespräch ausgetauscht, das Missverständnis wurde ausgeräumt. Frau Zwölfer wird dies in Ihrem Internetblog (http://www.aufwind2012.wordpress.com ) bestätigen können. Eventuelle Irritationen waren nicht beabsichtigt - sollte es dennoch dazu gekommen sein, bedauern wir dies.
Ich finde es ja schon mal gut, daß der Journalist der SZ sich bei Dir für die falsche Ansprache entschuldigt hat.
Da hast Du Dir aber verdammt viel vorgenommen. Bezüglich des Vereins, wäre es da nicht besser, bestehende Initiativen zu unterstützen? Einige Gruppen sind da schon sehr rege und haben engen Kontakt zur Politik. Wichtig ist auch, Selbsthilfegruppen, dort wo sie es gibt, zu unterstützen. Die Viva in München kann ich Dir da sehr empfehlen. Die Transtagung in München vom 10./12. Mai wäre z. B. ein guter Anlaufpunkt, um solche Initiativen abzustimmen...
Ansonsten ist Öffentlichkeitsarbeit schon eine gute Sache, aber Du mußt Dir schon gut überlegen, ob soviel Interesse an Dir und die unauslöschliche Nennnung Deines Namens Dir wirklich immer angenehm sein werden. Ich kenne das auch von früher, anfangs ist frau in einer euphorischen Aufbruchsstimmung bis dann die Ernüchterung kommt.
schön zu sehen, dorothea, wieviel engagement du im moment mitbringst ...
... aber aus eigener erfahrung: nimm dir nicht zu viel vor. gerade wenn du mit anderen TS zusammen was erreichen willst, kann das ganz viel kraft saugen. ich habe schon die eine oder andere diskussion mit anderen TS geführt und irgendwann festgestellt, dass die zwar gewichtig und wortgewaltig diskutieren, aber nicht wirklich zielorientiert etwas ändern wollen. da hört's in mindestens 95% aller fälle auf. ehrlich gesagt, ich grenz mich davon immer mehr ab, weil es enttäuschend ist, wenn man mit viel schwung ins leere vorprescht.
die eigene transition ist immer das wichtigste. man muss sich während der transition auch schützen, man ist da sehr empfindlich und angreifbar und steckt in einer sehr sensiblen phase seines lebens. wenn man was erreichen möchte, was weiterhilft, kann man da auch ruhig mittel- und langfristig planen. das muss nicht alles sofort geschehen .
für coole ansätze bin ich übrigens auch immer ansprechbar. vielleicht schreib ich ein buch. oder mach einen film ... kann ich natürlich auch nicht alleine ... ... aber erstma muss ich die letzten schritte meiner transition zu ende gehen.
"Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen, das immer dann die Ruhe verliert, wenn von ihm verlangt wird, dass es nach Vernunftgesetzen handeln soll." - Oscar Wilde “Ohne eine Abweichung von der Norm ist kein Fortschritt möglich.”- Frank Zappa "Samstag ist Waschtag." - Sheldon L. Cooper "I had a flashback of something that never existed" - Sara Digitala "Fuck Size Zero" - Carolin Kebekus
Danke, Steffi und Claudia für Eure netten Zeilen. Ja, vielleicht bin ich zu euphorisch. Es kommen aber schon die Dämpfer, die zu erwarten waren: Mails aus der frommen Szene in denen ich aufgefordert werde, eine Umpolungstherapie zu machen bzw. Gebet um Heilung angeboten wird. So langsam steigt bei jeder Mail mein Aggressionspotential (hoffentlich nicht analog mein Testosteron ) - und es fällt mir nicht leicht, auf solche Mails sachlich zu reagieren... - und das ist momentan erst mal eine kleine Herausforderung, da ich ja in meinem Beruf auch mit diesen Menschen immer zu tun haben werde. LG Dorothea
solche mails solltest du vielleicht sofort weg klicken, wenn du den inhalt erahnst: lass dich nicht stressen! Und: solchen leuten zu erklären, was sache bei einer/m ist, ist ziemlich sinnlos, weil das fast nie klappt. Vielleicht einen link zu einer guten und didaktisch auch gut erklärenden webseite und es damit bewenden lassen: du hast wichtigeres zu tun!