Die neueste EU-Erhebung zum Thema Diskriminierung berücksichtigt auch sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität
26. November 2012
Die EU-Kommission hat ihre neueste Erhebung über die Diskriminierung in der EU veröffentlicht und darin die sexuelle Orientierung und erstmals auch die geschlechtliche Identität berücksichtigt. Für die letzten drei Jahre sind keine signifikanten Veränderungen feststellbar.
46% der Befragten in der ganzen EU glauben, dass schwule, lesbische und bisexuelle Menschen Diskriminierungen ausgesetzt sind, wohingegen weitere 46% der Ansicht sind, es gebe hier nur vereinzelt bis gar keine Diskriminierung. In ähnlicher Weise glauben 45% der Befragten, dass transgeschlechtliche Menschen Diskriminierung erleben, und 42% erkennen hier keinerlei Diskriminierung.
Die stärksten Abweichungen von diesem Mittelwert zeigten sich in Zypern, wo 77% der Befragten der Ansicht waren, LGB-Menschen würden diskriminiert, und in Bulgarien, wo nur 16% dieser Ansicht waren.
Das Eurobarometer misst lediglich die Wahrnehmung von Diskriminierung und nicht das tatsächliche Ausmaß von Diskriminierung und Gewalt, welches LGBT-Menschen in der EU erleben.
Alles in allem ergaben sich keine signifikanten Unterschiede gegenüber 2009, außer dass einige Länder weniger Diskriminierung wahrnahmen (Schweden, Rumänien, Lettland, Luxemburg, Polen) und einige mehr (Zypern, Slowakei, Griechenland, Slowenien, Belgien).
Mitglieder des Europäischen Parlaments begrüßten diese neuen Resultate. Sirpa Pietikäinen, Vizepräsidentin der interfraktionellen Arbeitsgruppe des Europäischen Parlaments für LGBT-Fragen, reagierte: "Ich bin froh zu sehen, dass sich die Bürger und Bürgerinnen mit LGBT-Menschen insgesamt immer wohler fühlen, auch wenn es sich nur um eine Verbesserung von 0,1% in der gesamten EU handelt. Natürlich gibt es sowohl positive als auch negative Entwicklungen in den einzelnen Mitgliedsstaaten, aber ich bin überzeugt, dass die Europäische Union langfristig positive Wirkung auf die Akzeptanz von LGBT-Menschen hat."
Raül Romeva i Rueda, ebenfalls Vizepräsident der interfraktionellen Arbeitsgruppe für LGBT-Fragen, schloss: "Wir begrüßen die erstmalige Berücksichtigung der geschlechtlichen Identität im Eurobarometer. Die Daten zeigen, dass sich das Ausmaß der wahrgenommenen Diskriminierung von transgeschlechtlichen Menschen wie von lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen auf derselben Ebene bewegt. Wir zählen darauf, dass die Kommission bei der Weiterverfolgung ihres kürzlich veröffentlichten Berichts über transgeschlechtliche und intersexuelle Menschen diese Daten sorgfältig erwägt."
Die Europäische Agentur für Grundrechte wird Ergebnisse der Erhebung zur Gleichbehandlung von LGBT-Menschen in der ersten Jahreshälfte 2013 veröffentlichen und dort auch das tatsächliche Diskriminierungsausmaß in der EU und Kroatien beschreiben.
Deutsche Übersetzung von Sandra-Isabell Trautner mit Erlaubnis der LGBT Intergroup des Europäischen Parlaments. Maßgeblich ist stets der englische Text.