Die "Aktion Transsexualität und Menschenrecht" (ATME) hat Strafanzeige gegen die Hip-Hop-Gruppe Die Orsons gestellt, weil deren Bundesvision-Song "Horst und Monika" Transsexuelle herabwürdige.
Das teilte ATME am Wochenende mit. Das gescholtene Lied soll am Freitagabend beim achten Bundesvision Song Contest in Berlin für das Saarland antreten. Die im schwäbischen Ludwigsburg ansässige Lobbygruppe hat nun Antrag auf Unterlassung gestellt und gefordert, den Auftritt im Eilverfahren gerichtlich untersagen zu lassen. "Wer Karikaturen zeichnet, sollte sich vorher gut informieren, was er karikiert, damit nicht hinterher ein pubertärer Möchtegern-Witz daraus wird", erklärte Kim Schicklang von ATME. Das Lied verletze auch die Persönlichkeitsrechte einer Politikerin, weil deren Geschichte "ungefragt" erzählt werde.
Der Song, den Die Orsons gemeinsam mit dem Rapper Cro aufgenommen haben, handelt von einem NPD-Aktivisten, der "genug von sein' Hodensack" hatte und daher die Seite wechselte: "Also hat Horst gedacht, schneid' ich ihn einfach ab, trete aus, werde links dann nenn' ich mich Monika". Die Geschichte enthält Parallelen zum Leben von Monika Strub, die von 2000 bis 2002 als Horst für die NPD die Fahnen schwang. Nach einer Geschlechtsanpassung trat sie 2011 für die Linkspartei bei der baden-württembergischen Landtagswahl im Wahlkreis Emmendingen an. Die Partei verpasste jedoch den Einzug in den Landtag.
Strubs Geschichte wurde während ihrer Kandidatur in der Lokalpresse verbreitet. Sie betonte stets, dass sie mit der NPD gebrochen habe. Sie sagte der "Badischen Zeitung": "Aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen habe ich die NPD als menschenverachtende Partei wahrgenommen." Während der Wahl bezeichnete sie sich in der "Süddeutschen Zeitung" als "aufrichtige Sozialistin". Auch reißerische Überschriften ("Extrem: 'NPD-Horst' mutiert zur 'Linken-Monika'") gehörten zum Alltag. Nun versuche sie, den Klischees entgegenzuwirken: "Transsexuelle Frauen sind keine penisamputierten Männer", so die Politikerin nach der Anzeige. Außerdem sei sie nie ein "aktenkundiger Schläger" gewesen, wie es in dem Lied heißt.
ATME kritisierte insbesondere Liedzeilen wie "Also hat Horst gedacht, schneid' ich ihn einfach ab" oder "Hechtsprung ins andere Geschlecht". Weil transsexuelle Frauen vor ihrem Coming-out nie Männer gewesen seien und Jahre benötigten, um sich zu ihrem eigenen Geschlecht zu bekennen, könne das Lied nur als "böser Zynismus" empfunden werden: "Wenn die Band dann noch so tut, als sei alles möglich, dann ist das genau das Gegenteil von dem, was sich transsexuelle Menschen mit ihrem Coming-Out eingestehen: Nämlich, dass nicht alles möglich ist und ein transsexueller Mensch vor seinem eigentlichen Geschlecht nicht weglaufen kann", erklärte die Aktivistin Kim Schicklang. Derlei Lieder seien die Kehrseite der "Alles-Ist-Möglich-Spaßgesellschaft".
Die vierköpfige Band sieht das Lied dagegen nicht als Angriff auf Transsexuelle. Die Orsons erklärten in Interviews stattdessen, das Lied stehe für Toleranz und den Willen, sein Leben um 180 Grad zu drehen. So wird die Politikerin am Ende des Liedes als "Toleranz-Ikone" bezeichnet. "Horst und Monika" ist am 6. September herausgekommen und konnte bereits in die deutschen Charts auf Rang 85 einsteigen.
Im Augenblick lässt sich eine Minderheiten-Strategie ausmachen, und zwar nicht nur bei gewissen Trans-Vereinen. "Ich gehöre einer Minderheit an, bin daher meiner Situation gegenüber völlig verbissen und humorlos, ich bezeichne daher alles kurzerhand als Herabwürdigung, was auch beim besten Willen nicht als Herabwürdigung wahrzunehmen ist, will es unterdrücken und verbieten und verstoße somit gegen Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und komm mir dabei noch als Opfer vor."
@Sandra-Isabell: Entschuldige bitte, ich wollte damit weder jemandem auf die Füße treten noch eine weitere hitzige Diskussion anheizen, sollte nur der Information dienen über den weiteren Verlauf der Aktion. Das Lied selber mag vielleicht von den Orsons im Grunde witzig gemeint sein (wie auch immer), aber in den Grundzügen verstößt es zumindest gegen §5 TSG, denn da Monika Strub nach eigener Aussage nicht um Zustimmung gefragt wurde, kommt das einem 'Zwangs-Outing' gleich. Keine von uns will von Dritten als Transfrau geoutet und so offensichtlich veralbert werden, auch Frau Strub sollte da nicht mit zweierlei Maß bemessen werden.
Wenn man den 'Unterton' des Liedtextes heraushört, könnte man durchaus die Botschaft wahrnehmen: "...Strub, glaub bloß nicht, daß du dich so 'simpel' aus den Fängen der NPD befreien kannst, wir kriegen dich, wenn auch nur verbal..." und somit habe ich in gewisser Weise schon etwas Nachvollziehbares in der ATME-Argumentation gefunden, streiten will ich mich aber deswegen nicht mit irgendeiner aus diesem oder anderen Foren.