Hier ist ein Artikel, den ich vor einiger Zeit schon angekündigt hatte. Vielen Dank an Naddi Blondi von der Trans*lation Task Force, die ihn ins Deutsche übersetzt hat. Original ist unter http://uncommon-scents.blogspot.de/2012/...-i-go-back.html
Viel "Spaß" beim Diskutieren über diesen heftigen Fall!
--
Transgender-Frau Fernanda wurde in einem dänischen Zentrum für Asylbewerber vergewaltigt. In Dänemark sind Sie ein Mann,wenn das Ihre Papiere sagen.
Von Gry Pauline Koefoed Große braune Augen mit Eyeliner und Mascara umrandet. "Paola" sagt sie mit vorsichtiger sanfter Stimme und streckt eine Hand mit leicht lackierten Nägeln aus. Ihr Hemd ist leicht über ihren Brüsten geöffnet. "Fernanda" sagt die andere, deren Bluse eine Schulter zeigt. Ihr Make-up ist makellos und ihr langes glänzendes Haar fällt auf ihren Rücken.
Die beiden Frauen flohen von Guatemala nach Dänemark und beide sind nach ihren Papieren her Männer nach Dänischem Gesetz. Also, als Fernanda nach Dänemark kam und Asyl suchte, wurde sie in den Männerflügel des Flüchtlingslagers Sandholm gebracht.
"Ich war wirklich erschrocken. Ich war neu in diesem Land. Ich kam aus einem fremden Land und von einem schrecklichen Hintergrund und sah hier entmutigende Aussichten. Also sagte ich nichts"
Sie kann sich nicht erinnern, wieviele Monate sie in Sandholm war. Sie hat es verdrängt, in der Hoffnung den Angriff, Vergewaltigungen und andere Demütigungen zu vergessen, die sie dort erlebte.
Ich wurde nicht von einem einzigen Mann, sondern von vielen vergewaltigt
Nur für Frauen In Sandholm hatte sie ihr eigenes Zimmer, das sie mit einer anderen Transgenderin teilen sollte, welche niemals kam, weil sie sich weigerte mit den Männern zusammen zu leben.
"Ich wollte keine Sonderbehandlung aber ich habe besondere Bedürfnisse weil ich so bin"
Eines Nachts brachen mehrere Männer in ihr Zimmer ein, die sie vergewaltigten. In der selben Nacht floh sie. "Ich ging nicht zum Roten Kreuz um das zu berichten. Sie waren es welche mich dort reinsteckten. Warum sollte ich Menschen vertrauen die sich nicht einmal die Mühe machten zuzuhören und wer hat mich in diese Situation versetzt?"
Das Dänische Rote Kreuz unter welchem das Sandholm Centre läuft, kommentierte diesen Fall nicht aber nach dem Oberhaupt des Asylrechts Anne La Coeur, gibt es keine automatische Platzierung in einer bestimmten Art der Unterkunft, wenn es um Transgender Menschen geht, aber sie haben spezifische Richtlinien die bei sexuelle Minderheiten gelten.
"Im Grunde ist es wahrscheinlich, dass eine Transgender-Frau in einem Männerschlafsaal untergebracht wird. Aber wir bringen sie nicht in einen Frauenschlafsaal weil er definitiv nur für Frauen ist, worin wir uns nicht erlauben können einen Mann einzuordnen."Sagt Anne La Coeur.
Folge ihrer Wahl. Alleine in einem neuen Land und ohne einen Platz wo man hingehen kann. Fernanda wurde schlussendlich an ein Bordell in Jutland verkauft. Es war nur nach einer Polizeirazzia auf das Bordell indem sie arbeitete wo sie in Kontakt mit der Organisation Reden International kam, wo sie seit Februar 2011 gelebt hat. Verbunden mit der Möglichkeit, dass ihr Asylverfahren wieder eröffnet werden könnte, war sie anschließend auf der Polizeiwache die für ihre Wiedereröffnung zuständig ist. Hier wurde ihr gesagt, dass die Vergewaltigung eine Folge ihrer Wahl war.
"Transgender-Frau zu sein sucht man sich nicht aus. Du fühlst dich so geboren. Es ist nicht meine Schuld aber es war so als ob man mir die Schuld dafür gab, sein zu wollen wer ich bin."
Ihr Aufenthalt in Sandholm hatte auch andere körperliche Folgen.
Die Hormontherapie die sie begann seit sie 14 war, wurde suspendiert, und es war mehr als ein Jahr bevor sie diese notwendige Behandlung wieder bekam, so dass sie ihre weibliche Erscheinung aufrechterhalten kann. Dass nach Fernanda die Hormonbehandlung fehlt, war eines der schlimmsten Dinge, die ihr passiert ist, seit sie in Dänemark gewesen ist. Ihr Körper fing an sich in einer Weise zu ändern, wie sie es nicht wollte. Um Weibliche Hormone zu erhalten benötigt man ein Interview und einen Kurs an der Sexology-Klinik am nationalen Krankenhaus. Von der Zeit, als Fernanda dazu kam, um in der Klinik gesehen zu werden, wurde sie nicht als Transgender eingeschätzt.
"Sie können nicht für mich entscheiden, wer und was ich bin", sagt sie.
Rückführung gleicht einem Todesurteil Paola lebte seit März 2011 zusammen mit Fernanda, die auch Transgender ist, im International Women's Centre. Sie versuchte zunächst Asyl im vergangenen Jahr, als sie ins Frauenzentrum ging. Dafür ist sie erleichtert, als sie ein wenig Zweifel hatte, dass ihre Geschichte mit Fernanda identisch wäre, wenn sie es beantragt hatte, bevor sie zum Frauenzentrum gelangte. Paola befindet sich in einem Kurs an der Sexualklinik, hat aber noch nicht mit der Hormontherapie begonnen
Beide Frauen sind erschrocken als man sie nach Hause schickt. Fernanda hatte eine Antwort auf ihren Asylantrag erhalten. Am 17. September wird sie an Bord eines Flugzeugs nach Guatemala sein. Paola wartet noch auf ihre Antwort.
“Das Leben für Transgender-Menschen in Guatemala ist schrecklich. Du erleidest Diskriminierung und du hast keine Rechte”, sagt Paola.
Die zwei Frauen, die beide für Transgender-Rechte in Guatemala gekämpft haben lassen, sagen, dass Transgender keine Möglichkeiten anders haben als Prostitution. Dennoch versuchten diese zwei beide einenandere Weg. Paola schrieb sich auf einem pädagogischen Kurs ein und bzahlte viel Geld um akzeptiert zu werden, aber auf dem ersten Tag als sie erschien und als sie fanden dass ihr Geschlecht nicht übereinstimmte dass sie auf ihrem ID hinausgeworfen wurde.“ Bildung gab es nur für Männer und Frauen und nicht für Leute wie ich.” Sagt Paola.
"Wenn du in Guatemala anders bist, wirst du von deiner Familie getrennt, von der Gesellschaft und von der Regierung. Du bekommst keine Ausbildung. Du bekommst keine medizinische Behandlung , wenn du als Frau ins Krankenhaus kommst und deine Papiere sagen, dass du das nicht bist, verweigern sie dir die Behandlung selbst wenn du verblutest. Sie ließen dich lieber sterben, als dich zu behandeln.” Sagt Fernanda
Der Grund nach Fernanda ist, dass Guatemala ein katholisches Land ist, wo die Kirche eine große Macht besitzt und es verbreitet sich Angst durch die Gesellschaft aus und lässt die Menschen zu Selbstjustiz greifen. "Ich kenne keine Transgender-Menschen in Guatemala die über 35 sind." Sagt sie.
"Was mich am meisten beängstigt wenn ich zurückgehe, ist nicht getötet zu werden. Was mich wirklich versteinert, ist angegriffen und gefoltert zu werden.” Sagt Fernanda.
Die anschließende Kündigung meiner Fördermitgliedschaft beim Roten Kreuz wurde sofort akzeptiert. Zwei Tage später kam die Antwort. Der Leiter der Mitgliederwaltung nahm alles zu Kenntnis und bedankte sich persönlich in einem freundlichen Schreiben für meine langjährige Mitgliedschaft beim Roten Kreuz...
LG ab
Unterschrift hat geklappt - Tyskland - Beim Versuch der Abgabe des Kommentars scheiterte ich leider an der Bestätigungsfrage auf dänisch!
FÜR: Menschenrechte, eine gelebte demokratische Zivilgesellschaft, die Minderheiten schützt ERGO: Umfassende Bildung für alle, effektive Regeln in Alltag und Netz, eine gut ausgestattete Polizei/Justiz
Zitat von ricciSchon echt eine harte Geschichte und auch hart, wie man mit Deiner gerechtfertigten Reaktion -ab- einfach umgeht
Liebe ricci,
die Geschichte ist brutal, da gebe ich Dir Recht. Daher schau ich auch ganz genau, welche Möglichkeiten des Protestes mir hier noch bleiben.
Mit der Reaktion des Nürnberger Roten Kreuzes bin ich aber eigentlich zufrieden, denn mehr kann ich nicht erwarten. Der Leiter der zuständigen Stelle bedankte sich ausdrücklich für meine langjährige Unterstützung(so an die 30 Jahre). Da ich Beamtin bin, verstehe seine Reaktion gut. Zum Tatbestand selber kann/darf er sich nicht äußern. Aber ich gehe davon aus, dass er mein Schreiben intern weiterleitete... sonst würde er einen Fehler machen...
Auch bei einem Gespräch, das ich mit einem örtlichen Grünen-Politiker über eine grüne Ministerin aus BW führte, glaube ich, dass es nicht nutzlos war. Die Ministerin hatte auf mein Schreiben (Trans wurde in Grußadressen vergessen) seltsam reagiert. Unser Politiker, er ist in Bayern bei den Grünen für das Thema zuständig, schaffte es offenbar, der Kollegin aus BW das Problem klarzumachen. Es gab sicher viele andere irgendwo sonst, die ähnlich reagierten, aber später erhielt Trans in BW mehr Beachtung... So läuft das eben... nach zwei Jahrzehnten Verbandsarbeit bin ich daran gewöhnt...
Liebe Grüße, ein ganz liebes Danke für Dein Mitgefühl, aber hier unnötig ab
FÜR: Menschenrechte, eine gelebte demokratische Zivilgesellschaft, die Minderheiten schützt ERGO: Umfassende Bildung für alle, effektive Regeln in Alltag und Netz, eine gut ausgestattete Polizei/Justiz
ZitatFollowing protests from asylum activists, human rights organisations and researchers, the refugee board has just suspended the deportation of Fernanda Milan. "This is only half the battle," says the asylum initiative, T-Refugee Project.
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. (Antoine de Saint-Exupéry) mehr über mich in meinem Blog "zwischen high heels und high tech" oder einfach fragen
Die Zurückweisung nach Guatemala wurde unterbrochen, der Fall wird von den Behörden neu aufgerollt. Wer diese Woche in Luxemburg bei der Konferenz ist, kann Natacha Kennedy, die Initiatorin der ganzen Sache, direkt darauf ansprechen und Fragen stellen. Mein körperlicher Zustand verbietet mir eine Teilnahme -- denn normalerweise wäre ich bei der Konferenz gewesen.