Sophia in 't Veld und Ulrike Lunacek bei der Budapest Pride. Ein Klick auf das Bild öffnet eine Großversion.
3.000 Teilnehmer_innen marschierten unter Polizeischutz bei der Budapest Pride
9. Juli 2012
Am Samstag, den 7. Juli fand die Budapest Pride trotz vorab geäußerter Drohungen und dem Unwillen des Bürgermeisters, die Veranstaltung zu unterstützen, ohne Zwischenfälle statt. Über 3.000 Teilnehmer_innen gingen unter dem Schutz der Bereitschaftspolizei auf die Straße.
Laut Organisatorin Szilvia Nagy erfreute sich die diesjährige Budapest Pride des bislang größten Zustroms von Teilnehmer_innen. Die Prozession zog auch Menschenrechtsorganisationen, Botschafter, Oppositionspolitiker und Mitglieder des Europäischen Parlaments an und genoss den Schutz eines Großaufgebots an Polizisten.
Vor der Veranstaltung hatten rechtsextreme Gruppierungen mit Gewalt gedroht und die Namen und Facebookprofile von EuroGames-Organisator_innen sowie die Hotels, wo LGBT-Athlet_innen während der Veranstaltung übernachteten, veröffentlicht.
Die Vizepräsidentin der interfraktionellen Arbeitsgruppe für LGBT-Fragen, Sophia in 't Veld, die bei der Budapest Pride zugegen war, sagte: "Die diesjährige Budapest Pride war ein großartiges Fest, und die Polizei machte ihre Arbeit gut und schützte die Teilnehmer_innen auf besonnene und professionelle Weise. Die Politiker könnten jedoch weiter zur Sicherheit beitragen, indem sie dem homophoben Klima ein Ende setzen, damit der massive Polizeischutz erst gar nicht mehr notwendig ist. Budapests Bürgermeister sollte sich über das Marketing seiner Stadt Gedanken machen: ungezügelte Homophobie oder ein offenes, tolerantes Herangehen an die Vielfalt."
Die Kopräsidentin der interfraktionellen Arbeitsgruppe für LGBT-Fragen, Ulrike Lunacek, die ebenfalls bei der Veranstaltung zugegen war, fügte hinzu: "Herr Tarlós glaubt, LGBT-Fragen seien nicht Sache eines Bürgermeisters. Er vergisst, dass allein in seiner Stadt geschätzte 180.000 LGBT-Bürger_innen wohnen; sie sind fester Bestandteil von Budapests sozioökonomischem Leben. Ich bitte ihn dringend, Geist und Augen zu öffnen; Ignoranz und Intoleranz sind für keinen Bürgermeister in Europa gute Ratgeber. Beispielsweise sollte er mit dem lettischen Bürgermeister von Riga sprechen, der dieses Jahr die LGBT-Parade unterstützt hat. Homophobe Menschen und Homophobie gehören in die Versenkung, nicht aber lesbische, schwule, bisexuelle und Transgendermenschen."
Deutsche Übersetzung von Sandra-Isabell Trautner mit Erlaubnis der LGBT Intergroup des Europäischen Parlaments. Maßgeblich ist stets der englische Text.
Zitat von Sandra-Isabell Budapests Bürgermeister István Tarlós hatte auf einen offenen Brief von Mitgliedern des Europäischen Parlaments über die Sicherheit bei der Budapest Pride reagiert, indem er feststellte, "eine Beschäftigung mit dieser Thematik sei kein Anzeichen von Intelligenz".
Liebe Sandra,
wenn ich solche mittelalterlichen Ansichten lese, meldet sich bei mir immer die Lehrerin. Die Naturwissenschaft kämpft (und kämpfte von Beginn an) gegen Unwissenheit und Aberglauben! Leider muss ich mich noch zurückhalten, aber es macht stets Freude, Gegenbeispiele zu finden, veraltete Ansichten zu zerstören und so der Wahrheit zu Sieg zu verhelfen. (Wie das Mädchen in 'Kaisers neue Kleider'...) Menschen wie obiger Bürgermeister stehen eigentlich auf verlorenem Posten. Sätze wie obiger werden irgendwann als typisches Beispiel von Ignoranz gelten. Sogar Nobelpreisträger haben sich mit Sätzen wie "es ist eine Tatsache, dass Frauen zum naturwissenschaftlichen Studium schon rein biologisch nicht geeignet sind..." unmöglich gemacht. Wer so denkt und in Zukunft etwas gelten will, sollte schweigen und so den Anschein von Intelligenz wahren.... LG ab
FÜR: Menschenrechte, eine gelebte demokratische Zivilgesellschaft, die Minderheiten schützt ERGO: Umfassende Bildung für alle, effektive Regeln in Alltag und Netz, eine gut ausgestattete Polizei/Justiz
Angesichts der politischen Situation in Ungarn ist es schon erfreulich dass diese Veranstaltung überhaupt stattgefunden hat. Im letzten Jahr wurden die dortigen Faschos doch schon handgreiflich, hier nachzulesen.
Zitat von abMenschen wie obiger Bürgermeister stehen eigentlich auf verlorenem Posten. Sätze wie obiger werden irgendwann als typisches Beispiel von Ignoranz gelten.
Leider sind solche Menschen derzeit im Osten Europas auf dem Vormarsch. So aus dem Stand fallen mir da Russland und Litauen ein.
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. (Antoine de Saint-Exupéry) mehr über mich in meinem Blog "zwischen high heels und high tech" oder einfach fragen
Zitat von Corinna Leider sind solche Menschen derzeit im Osten Europas auf dem Vormarsch. So aus dem Stand fallen mir da Russland und Litauen ein.
Liebe Corinna,
Du hast ja Recht mit Deinen Bedenken! Aber abwarten! Ich bin zutiefst überzeugt, dass jeder Irrglaube sich irgendwann selbst zerstört. Bei Galileo Galilei hat es auch sehr lang gebraucht! Die Wahrheit hat aber einen sehr langen Atem! (Tibeter denken z.B. in ganz anderen Zeiträumen und auch die Sklaverei wurde erst sehr spät abgeschafft.) Tut mir leid, ich bin halt letztendlich Optimistin
Liebe Grüße ab
FÜR: Menschenrechte, eine gelebte demokratische Zivilgesellschaft, die Minderheiten schützt ERGO: Umfassende Bildung für alle, effektive Regeln in Alltag und Netz, eine gut ausgestattete Polizei/Justiz