Die Mitteldeutsche Zeitung präsentiet ihren Leserinnen und Lesern Definitionen der Begriffe Intersexualität, Transsexualität, Transidentität und Transgender:
ZitatZwischen den Geschlechtern erstellt 23.02.12, 17:25h BERLIN/MZ.
Intersexualität: Intersexuelle werden häufig mit sogenannten uneindeutigen Geschlechtsmerkmalen geboren oder ihre Geschlechterentwicklung verläuft später anders als allgemein erwartet. Oft ist auch von Zwittern und Hermaphroditen die Rede. Die Bundesregierung schätzt die Zahl der Intersexuellen auf 8 000 bis 10 000. Der Verein Intersexueller Menschen geht von 80 000 bis 120 000 Personen aus.
Transsexualität: Transsexuelle haben ein Geschlechtsidentitätsproblem – körperliches und psychisches Geschlecht stimmen nicht überein. Es gibt keine zuverlässigen Schätzungen darüber, wie häufig Transsexualität vorkommt. Die Angaben schwanken zwischen einem von 5 000 und einem von 100 000 Menschen. Die meisten Transsexuellen streben eine geschlechtsangleichende Operation an das psychische Geschlecht an.
Transidentität: Der Begriff wird oftmals synonym zu Transsexualität verwendet. Es ist ein Begriff der Betroffenen, die ihr Identitätsproblem nicht lediglich als sexuelles, sondern als übergreifendes Geschlechtsidentitätsproblem begreifen.
Transgender: Keine medizinischer, sondern ein politischer und soziologischer Begriff. Danach werden Weiblichkeit und Männlichkeit als gesellschaftliche Konstruktionen definiert. Transgender wird auch als Oberbegriff für Geschlechtsidentitätsvarianten benutzt. Verschiedene Strömungen interpretieren Transgender unterschiedlich.
ZitatDie Bundesregierung schätzt die Zahl der Intersexuellen auf 8 000 bis 10 000. Der Verein Intersexueller Menschen geht von 80 000 bis 120 000 Personen aus.
Transsexualität: Transsexuelle haben ein Geschlechtsidentitätsproblem – körperliches und psychisches Geschlecht stimmen nicht überein. Es gibt keine zuverlässigen Schätzungen darüber, wie häufig Transsexualität vorkommt. Die Angaben schwanken zwischen einem von 5 000 und einem von 100 000 Menschen.
Ich finde es erstaunlich, wie sehr man da noch im Dunkeln stochert, wenn die Schätzungen so weit auseinander gehen.
Zitat von SabineIch finde es erstaunlich, wie sehr man da noch im Dunkeln stochert, wenn die Schätzungen so weit auseinander gehen. Sabine
Das kann verschiedene Gründe haben. Nicht alle IS wissen es seit der Kindheit, es gibt auch spätere Fälle (kommt durch Zufall heraus). Dann gibt es noch die, die von IS betroffen sind, die sich unter dem Deckmantel TS befinden. Fran
"Transsexuelle haben ein Geschlechtsidentitätsproblem – körperliches und psychisches Geschlecht stimmen nicht überein"
Wieder mal eine Formulierung aus der Sexologenmafia. Transsexualität hat wenig mit einem "psychischen Geschlecht" zu tun, sondern vielmehr zeigt die Psyche das Wissen über eine geschlechtliche Abweichung. Nicht die Psyche ist geschlechtlich, sondern der Mensch, der transsexuell ist. Vertuschen, Lügen und schon die nächste Psychopathologiserung von Menschen mit geschlechtlichen Abweichungen im DSM5 vorbereiten. Unglaublich...
Zitat von Kim... Transsexualität hat wenig mit einem "psychischen Geschlecht" zu tun, sondern vielmehr zeigt die Psyche das Wissen über eine geschlechtliche Abweichung. Nicht die Psyche ist geschlechtlich, sondern der Mensch, der transsexuell ist. ...
Hallo Kim,
was macht denn den Menschen aus? Da gibt es nur den Körper oder die Psyche (das Denken, Handeln, Innere). Der Körper jedoch ist nur ein Werkzeug, um die von der Psyche vorgegebenen Dinge auszuführen. Somit finde ich dir Formulierung "körperliches und psychisches Geschlecht stimmen nicht überein" sehr passend gewählt.
Was mir nicht zusagt ist der Punkt, dass Transsexualität und Transidentität differenziert wird. Denn das sind für mich hundert Prozent identische Synonyme. Der einzige Unterschied liegt in den Wörtern selber. Denn Transsexualität beinhaltet das Wort Sex, was im deutschen Sprachgebrauch fast generell sofort in Bezug zum Geschlechtsverkehr gestellt wird, weshalb ich auch den Ausdruck Transidentität bevorzuge. Aber letztlich ist beides ein Topf.
Gruß Kira-Bianca
Als der Mensch allen Dingen ein Geschlecht gab, meinte er nicht zu spielen, sondern eine tiefe Einsicht gewonnen zu haben. Den ungeheuren Umfang dieses Irrtums hat er sich sehr spät und jetzt vielleicht noch nicht ganz eingestanden.
Friedrich Wilhelm Nietzsche, Morgenröthe - Kapitel 2
Zitat von Kira-Biancawas macht denn den Menschen aus? Da gibt es nur den Körper oder die Psyche (das Denken, Handeln, Innere). Der Körper jedoch ist nur ein Werkzeug, um die von der Psyche vorgegebenen Dinge auszuführen. Somit finde ich dir Formulierung "körperliches und psychisches Geschlecht stimmen nicht überein" sehr passend gewählt.
Die Psychopathologisierung von Menschen mit geschlechtlichen Abweichungen betrifft die Frage, ob diese als existent angenommen werden oder nicht. Ich selbst habe vor ein paar Jahren auch noch "psychisches Geschlecht" in meinen Blogs verwendet, kam aber dann irgendwann darauf, dass damit eine Psychologie-Szene bzw. internationale Sexologie, die immer noch nicht überwunden hat, dass Proteste von Lesben und Schwulen in den 70ern erreicht haben, ihre Fremdbestimmung ein wenig einzudämmen (Homosexualität war ja damals die psychische Störung, die im DSM stand, bevor diese "gender"-Kiste eingeführt wurde), nichts weiter meint als "gender identity", also das Gefühl diesem, jenen oder keinem sozialen Geschlecht anzugehören. Aus dem Selbstwissen eines transsexuellen Menschen über sein Geschlecht (es muss ja was da sein, damit überhaupt daraus ein Wissen werden kann - Stichwort: Coming Out) wurde seit den 70ern dann ein Nicht-Wissen, eine pssychische Störung. Aus einer geschlechtlichen Abweichung wurde per Definition der Sexologen-Kaste eine Identitätsgeschichte, die dann gefälligst fremdbestimmt werden muss.
Nein. Transsexualität hat mit "Identität" erstmal rein gar nichts zu tun. Denn transsexuell kannst Du als Mensch (genauso wie homosexuell, intersexuell, ... etc.) auch sein, ohne dass dir das als betroffener Mensch ersteinmal klar ist. Damit steht deine Psyche im Widerspruch zu dem was IST. Beispiel: Viele transsexuelle Menschen outen sich erst spät, da sie das lange Zeit nicht wahrhaben können. Ihre Psyche will dann z.B. einer transsexuellen Frau weismachen, sie sei ein Mann... das geht bis zum Coming-Out - häufig ausgelöst durch ein Eregnis, dass dieses Coming-Out triggert - und dann weiss eine transsexuelle Frau "ups, ich habe mir da ja was vorgemacht... ich bin ja gar kein Mann". Ein transsexueller Mensch erlangt also zu dem Wissen über sein eigenes Selbst. WIe gesagt: Wäre da nichts per se vorhanden, gäbe es auch kein Grund für die Psyche sich das eigene Selbst einzugestehen. Damit verändert sich zwar die Psyche, aber eben nicht das Geschlecht eines Menschen. Die Selbstwahrnehmung ändert sich, aber nicht Du selbst. Damit hat Transsexualität nichts mit einem "psychischen Geschlecht" zu tun, sondern muss vorher dagewesen sein. Und da weiss man eigentlich mittlerweile, dass das, was da da ist, ziemlich körperlich ist: ein Gehirn.
Insofern ist a) ein transsexueller Mensch alles andere als biologisch eindeutig (auch wenn er als "eines" gedeutet wird, von Menschen, deren Horizont ein wenig beschränkt ist) und b) Transsexualität nicht das "psychische Geschlecht".
Und daraus leitet sich dann auch die Antwort auf das folgende ab:
Zitat Was mir nicht zusagt ist der Punkt, dass Transsexualität und Transidentität differenziert wird. Denn das sind für mich hundert Prozent identische Synonyme. Der einzige Unterschied liegt in den Wörtern selber.
Transidentität/Transgender beschreibt diese "gender identity", die einst von Sexologen wie John Money erfunden wurde, und bezieht sich darauf. Transsexualität hat Magnus Hirschfeld als "sexuelle Zwischenstufe" (also "geschlechtliche Zwischenstufe", sexuell heisst ja geschlechtlich) angesehen, und ging davon aus, dass transsexuelle Menschen existieren. Die Begriffe Transidentität/Transgender sind in einem Zusammenhang entstanden, der davon ausgeht, dass es transsexuelle Menschen nicht gibt und ihr Selbstwissen nur Einbildung, unecht, ein Wunsch... ergo eine psychische Störung ist. Da ich weiss, dass transsexuelle Menschen existieren, mag ich nicht so tun, als gäbe es sie nicht. Es kann sich ja jeder nennen, wie er will, aber ich sehe da wenig Sinn darin, wenn ein Mensch, der an die gender-identity-Logik von John Money glaubt, und deswegen für sich den Begriff "transident" als richtig erachtet, sich dann als transsexuell bezeichnet und meint, er müsste dann so tun, als wäre es das selbe. Nein. Historisch gesehen hängt da eine Weltanschauung dran - eben ob ich annehme, dass geschlechtliche Abweichungen wie Transsexualität existieren oder nicht. Ich glaube daran. Andere glauben daran nicht. Und ich finde schon, dass genau das einen riesigen Unterschied ausmacht.
entschuldigt bitte, vielleicht liegt es am Alter oder der naturwissenschaftlichen Ausbildung, aber mir ist das alles zu kompliziert.
Wie auch immer es bezeichnet wird, ändern sich die Tatsachen eigentlich kaum. Für mich persönlich hat es normale organische Ursachen: Ich wurde offenkundig mit weiblich strukturierten Gehirn und männlichen Chromosomen/Genitalien geboren. Die weibliche Gehirnstruktur kann man mit MRT oder ähnlichem nachweisen. Spätestens nach dem Tod bei der Obduktion ist es nachweisbar.
Leider habe ich lange gegrübelt und geforscht, bis mir persönlich eindeutig klar war, dass ich eine Frau bin. In der heutigen Nürnberger Zeitung war ein ausgezeichneter Beitrag "Allein das Gehirn macht uns zu dem,was wir sind." In dem fast ganzseitigen Artikel wurde ein Buch des Neurologen (?) Dick Swaab Wir sind unser Gehirnaus dem Droemer Verlag vorgestellt, das ich danach in der Buchhandlung bestellte. Was ich gut fand, war, dass TI nur ein kleiner Punkt unter vielen war. Gerade deshalb wurde die Information, das das Gehirn der Teil des Körpers ist, der uns ausmacht, für Leser verständlich. Dies könnte zu mehr Akzeptanz für TI Menschen führen. (Auf meinen Brief bzgl. Ethikrat wurde ich vor einigen Tagen von der Chefredaktion angerufen, was zu einem guten Gespräch führte. Ich betonte, dass ich eine sensible, sachliche Behandlung unseres Themas begrüssen würde und Boulevardstil schadet. Aufgrund des obigen Artikels habe ich den Eindruck, dass meiner Bitte entsprochen wurde, was mich sehr freut.)
Für mich ist es somit eigentlich ganz einfach: Weiblich strukturiertes Gehirn: Frau Männlich aufgebautes Gehirn: Mann und bei manchen Intersexuellen ist das Gehirn nicht eindeutig zuortbar.
Trotz aller herumschwirrenden Begriffe, bleibt es für mich bei: Frau - Mann - nicht eindeutig zuortbar
Liebe Grüße, nichts für ungut ab
P.S. - Oben ging es stets um das Geschlecht. - Sexualität (Homo- Hetero etc.), auch im Gehirn verankert, ist etwas völlig anderes...
FÜR: Menschenrechte, eine gelebte demokratische Zivilgesellschaft, die Minderheiten schützt ERGO: Umfassende Bildung für alle, effektive Regeln in Alltag und Netz, eine gut ausgestattete Polizei/Justiz
nein, du bist dazu nicht zu alt, da müsste ich auch zu alt sein, mir ist diese ewige Erbsenzählerei von Begriffserklärungen auch zu kompliziert.
Ich weiß es für mich haargenau: Ich bin ein Lebewesen, ein Mensch, und eine Frau. Das reicht mir persönlich vollkommen aus, fast schon zu kompliziert, darum favorisiere ich für mich den Begriff " Lebewesen und Mensch ".
Ich bevorzuge eher Sachen zu vereinfachen anstatt zu verkomplizieren.
Zitat von Sandra-IsabellWir werden auch in zwanzig Jahren immer noch verbissen auf Begrifflichkeiten rumhacken, nicht wahr, Kim...?
Keine Ahnung, was Du so vor hast, aber ich gebe mir Mühe auf Menschen zu antworten, wenn sie etwas nicht nachvollziehen können, oder wenn sie Fragen haben. Kommunikation hilft, Missverständnisse auf zu klären und den Horizont zu erweitern. Dazu gehört auch sich inhaltlich mit Weltanschauungen und ihren Auswirkungen auseinanderzusetzen. Und es gibt eben einen Unterschied, ob ich transsexuelle (also "entgegengeschlechtliche") Menschen als in der Natur existent erachte, oder ob man das Selbstwissen transsexueller Menschen über ihr Geschlecht für eine Erfindung (eine "gender dysphorie", o.ä.) hält. Das ist ein inhaltlich gravierender Unterschied.
Zugegeben, wer sich die Existenz transsexueller Menschen (als per se existent) nicht vorstellen kann, der wird womöglich gar nicht verstehen, worin der Unterschied liegt zwischen einem "psychischen Geschlecht" und dem "Wissen über das eigene Geschlecht". Wenn aber aus diesem Nicht-Nachvollziehen-Können geschlechtliche Fremdbestimmung wird, dann hat jeder Mensch, der hier fremdbestimmt wird, das Recht sich dagegen zur Wehr zu setzen. Und ich kann Menschen nicht leiden, die dieses Menschenrecht in Frage stellen, oder lächerlich machen.
Sodele - nu isset passiert... ich bin wohl nun eine "Frau mit transsexueller Vergangenheit"; allerdings bin ich ja doch mit meiner Transition noch nicht so ganz durch, trotzdem betrachte ich mich als "Feminoide", also sag ich mal: frauenähnliche Person mit Ambition in Richtung körperlich weibliche Angleichungsperfektion oder sowas... naja, die Begrifflichkeiten halt. Eigentlich albern, seine Identität krampfhaft mit einem Ausdruck umschreiben zu wollen, statt einfach das Dasein zu genießen und zu leben...
Zitat von Nicole Melanie.................... naja, die Begrifflichkeiten halt. Eigentlich albern, seine Identität krampfhaft mit einem Ausdruck umschreiben zu wollen, statt einfach das Dasein zu genießen und zu leben...
Stimmt Nicky, da geb ich dir vollkommen recht.
Genau darum geht es letztendlich. Mehr dazu zu schreiben würde auf deine passenden Worte jetzt einfach nicht passen.