Meine erste konkrete Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen in Form der Übersetzung eines wegweisenden Dokuments fand am 22. Dezember ihren Abschluss, hat den UN-Revisionsprozess durchlaufen und wurde vom Büro der Hohen Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte abgesegnet. Da Deutsch keine der sechs Amtssprachen der UN ist und demzufolge "inoffiziell", kann es nicht auf deren Websites gehostet werden (interne Vorgaben), aber es steht seit heute auf der Website von ARC International zur Verfügung:
Das Dokument ist historisch; es ist das erste Dokument der Vereinten Nationen, welches sich explizit dem Thema Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans*-Menschen widmet. Es wird dem Menschenrechtsrat bei dessen 19. Sitzung vom 27. Februar bis 23. März 2012 vorgelegt und wird dort eingehend diskutiert werden. Es ist in vielerlei Hinsicht ein Augenöffner und dürfte auch in Deutschland politisch etwas bewegen, auch in puncto Rechte Transidenter -- zumindest darf ich jetzt schon ankündigen, dass wir uns bemühen werden, entsprechende Gesetzeserleichterungen und -änderungen durchzusetzen (siehe speziell die Empfehlungen in Abschnitt 84).
Wenn es Fragen zur Übersetzung gibt, jederzeit gerne. Weitere Übersetzungen im LGBT-Bereich erscheinen bei Veröffentlichung. Es "fängt jetzt gerade erst an", und ich bin wirklich auf die Zukunft gespannt, wie sich das Thema LGBT (also auch Trans*) bei den Vereinten Nationen entwickelt.
Speziell für Transfrauen interessant dürften der letzte Satz in Abschnitt 35 und der ganze Abschnitt 36 sein. Hinweis zu 36: "Meti" ist der Name für Trans*-Menschen in Nepal.
ARC International, die das Dokument hosten (später hostet es wohl auch das Deutsche Institut für Menschenrechte), lohnen sich übrigens im Auge zu behalten. Sie sind die einzige Organisation mit einer ständigen Präsenz direkt vor Ort in Genf und kümmern sich im Rahmen des Menschenrechtssystems der Vereinten Nationen um die Förderung von LGBT-Rechten (also auch Trans*-Rechten).
Jetzt wünsche ich viel Spaß beim Lesen... und... wir dürfen auf die Zukunft wirklich gespannt sein.
Danke Sandra! Für mich, in Bezug auf Mia ( Grundschulalter ), sind die Punkte C 58,59,60,77 interessant. In Berlin wurde eine Initiative vom Abgeordnetenhaus verabschiedet um aktiv gegen z.B. Transphobie zu wirken. Angebote richten sich z.B. an Lehrer und Jugendämter. Würden die ihre Pflicht ernst nehmen, könnte sich einiges verändern, insbesondere für die Transkinder in den Schulen. Ich habe bei DEM zuständigen Anbieter nachgefragt, wie ihr Angebot angenommen wird. Ergebnis : sehr unbefriedigend. Sie schickten die Fortbildungsangebote / Projekte an Schulen und Jugendämter raus. Abgerufen wurden diese jedoch kaum. Da mahlen die Mühlen wohl wieder langsam. Es ist Pflicht für die Bildungseinrichtungen, aber es muss auch jemand überwachen. Und auch wenn sie sie dann aus Pflicht abrufen, heißt das ja nicht dass sich dies zwangsläufig in ihrer Einstellung in Bezug auf das Thema positiv auswirkt. Wir suchen gerade eine geeignete Schule für Mia. Drei sind in engerer Auswahl. Mit den Direktorinnen habe ich gesprochen. Sie reagierten positiv auf Mias Besonderheit. Andere Schulen, waren durchaus reservierter bis ablehnender. Nun mal schauen, welche Schule dann auch bereit ist, diese Fortbildungen anzunehmen. Bei uns in Brandenburg ist es nämlich nicht Pflicht. Eigentlich hätten ja alle was davon...wenn die Lehrer entsprechend informiert und geschult sind, können sie auch angemessen auf Eltern und Schüler reagieren und somit Problemen vorbeugen. Ich erlebe es ja in Mias Kita. Da alle Erzieherinnen offen für Aufklärung waren, ersticken wir die Probleme gemeinsam im Keim. Ich werde allen anderen Eltern solcher besonderer Kinder raten, den Schulen diese Fortbildungen anzubieten und sollten die sich weigern, obwohl sie ein Transkind beschulen, kann man sich ans Schulamt wenden. Das würde ja bedeuten, dass die Pädagogen vorziehen das Risiko für Diskriminierung zu erhöhen. Und das zu verhindern, ist schließlich ihre Pflicht.
aus eigener Erfahrung ( Und Informationen, die ich so bekomme) kann ich Deine Aussagen nur bestätigen. Schulen gehen sehr unterschiedlich mit unserer Problematik um! Von erfreulicher Aufgeschlossenheit & Unterstützung bis zu Ablehnung & stark an Mobbing grenzende Behandlung habe ich persönlich alles erlebt. Bei Schülern in dieser Situation verstärkt sich alles entsprechend- auch hier kenne ich über die private Schiene Fälle (über dienstliche Kenntnisse muss ich schweigen...) Es hängt jeweils stark von der Offenheit & Bereitschaft der Schulleitung und des Kollegiums ab!!! Wichtig ist, dass Du Dir die Verantwortlichen anschaust und zusätzlich aus anderen Quellen ( Freunde, Bekannte etc.) umfassende Informationen über die Schule hast. Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen: Schulen sind gerade in Bezug auf Toleranz höchst unterschiedlich. - Nahezu alle geben sich tolerant & wollen es vielleicht auch sein. Aber oft entspricht die tägliche Praxis dem Ziel nicht und hinter vorgespielter Toleranz verbergen sich alte Gewohnheiten, Vorurteile usw...
Viel Erfolg und schau Dich bitte genau um! Es gibt Schulen mit einem guten, toleranten 'Schulklima', man muss sie nur finden... Liebe Grüße ab
P.S. Entschuldige bitte, liebe Sandra, die Themaverfehlung!! Aber durch die Arbeitsstellen, kenne ich diese und ähnliche Problematiken (z.B. Kinder mit psychischen Problemen) bei unterschiedlichsten Schulen.
FÜR: Menschenrechte, eine gelebte demokratische Zivilgesellschaft, die Minderheiten schützt ERGO: Umfassende Bildung für alle, effektive Regeln in Alltag und Netz, eine gut ausgestattete Polizei/Justiz
Danke liebe Kati, danke liebe ab! Und ab, mach dir keinen Kopf Ist doch prima, das alles
Schulen können grausam sein. Oder auch duldsam und tolerant. Ich hatte das Glück, stets auf toleranten Schulen zu landen -- obwohl ich damals nicht wusste, dass ich transident war, und aufgrund meiner "Seltsamkeiten" eine Außenseiterrolle hatte, kam man damit zurecht und ließ mich sein, wie ich war.
Danke für deine langen Ausführungen, Kati! Ich hoffe, Mia kann eine geeignete Schule finden!
Wie ganz oben erwähnt hat jetzt (endlich... ) auch das Deutsche Institut für Menschenrechte das Dokument drinne, und weil sie drauf bestanden haben, sogar mit Urheberschaft, d. h. mit Namensnennung Sandra-Isabell. Ist wohl Usus bei denen. Anderswo musste der Name nicht mit rein, hab mich da an die einschlägigen Konventionen gehalten, aber bitteschön, kein Problem