Bezüglich Transidentität und F64.0 gibt es sehr interessante Entwicklungen. Siehe unten! Möchte da jemand von euch mitmachen??
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Pressemitteilung
12. Dezember 2011
Experten entwickeln alternative Modelle für Trans*-Gesundheitsklassifikationen
Den Haag, Niederlande -- Eingeladen von GATE - Global Action for Trans* Equality traf sich eine Gruppe von über 20 Experten aus den meisten Teilen der Welt vom 16. bis 18. November in den Räumlichkeiten des niederländischen Bildungs-, Kultur- und Wissenschaftsministeriums und diskutierte Alternativmodelle für Trans*-Gesundheitsklassifikationen. Gegenwärtig sammelt die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Menschen mit Trans*-Identität unter dem Begriff "Geschlechtsidentitätsstörung", und zwar im Abschnitt über Geistes- und Verhaltensstörungen. Die ICD wird im Augenblick überarbeitet - erstmals nach über 20 Jahren. Dies bietet Trans*-Menschen eine einzigartige Gelegenheit, dass ihren gesundheitlichen Bedürfnissen angemessen entsprochen wird, ohne dass man ihre Identitäten pathologisiert. Viele Trans*-Menschen auf der ganzen Welt stehen überwältigenden Hürden gegenüber, wenn sie versuchen, geeignete und ihre geschlechtliche Identität bestätigende Gesundheitsversorgung zu bekommen.
Die Experten, von denen sich viele selbst als trans* identifizieren, stimmten darin überein, dass die gegenwärtigen Klassifikationen den Trans*-Gemeinschaften weltweit nicht gerecht werden und nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit von Trans*-Menschen und ihren Genuss von Menschenrechten haben können. Diese Klassifikationen pathologisieren geschlechtliche Identität und geschlechtlichen Ausdruck und zwingen Trans*-Menschen, auf klinischem Weg ihr Selbstempfinden nachzuweisen. Sie befördern auch das "Torwächter"-Modell, dass Ärzte, Psychiater, Psychologen, Therapeuten usw. den Zugang zu medizinischen Behandlungen, welche von Trans*-Menschen benötigt werden, verweigern oder gewähren können.
Als Alternative stimmen die Experten darin überein, dass eine zentrale, neue und nicht pathologisierende Kategorie geschaffen und entwickelt werden soll, welche die praktizierenden Ärzte zu relevanten existierenden oder neuen diagnostischen Codes quer durch die ganze ICD führen kann, wenn Trans*-Menschen medizinische Versorgung benötigen. Dieser veränderte Fokus brachte wesentliche Fragen an Licht, die noch immer beantwortet werden müssen und Einigung erfordern. Erstens, ob ein separater diagnostischer Code im Abschnitt über geistige Gesundheit immer noch vonnöten ist oder nicht (beispielsweise für Trans*-Menschen, die ihre geschlechtliche Identität mit der Hilfe eines Psychiaters, Therapeuten etc. erforschen möchten sowie für Trans*-Menschen mit geistigen Störungen, die mit ihrem geschlechtlichen Ausdruck oder ihrer geschlechtlichen Identität zusammenhängen können oder auch nicht). Zweitens, wie dieser Vorschlag Anwendung bei Kindern und Jugendlichen finden kann, die ihr wirkliches Geschlecht ärztlich bestätigen lassen wollen oder andere Behandlungen anstreben.
Die Expertengruppe wird weiterhin Trans*-Gemeinschaften und andere Trans*-Experten zu Rate ziehen, bevor sie weitere Vorschläge macht. Wir möchten alle ermutigen, sich mit uns in Verbindung zu setzen und Teil dieses Prozesses zu sein.
Weitere Informationen:
Mauro Cabral, Co-Direktor Global Action for Trans* Equality (Englisch, Spanisch): mcabral@transactivists.org
Justus Eisfeld, Co-Direktor Global Action for Trans* Equality (Englisch, Deutsch, Niederländisch): jeisfeld@transactivists.org
ENDE
GATE nutzt Trans* als politischen Oberbegriff für jene, die sich mit einem anderen Geschlecht identifizieren als jenem, welches ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Er bezeichnet auch jene, die sich anders präsentieren, als es die normativen Erwartungen vorgeben, die mit ihrem zugewiesenen Geschlecht verbunden werden. Dies umfasst unter anderem Transidente und Transgender, Transvestiten, Hijras, Crossdresser, Two-Spirits, Fa'afatines, Travestis, Fa'atamas, Drag-Queens, Drag-Kings und viele andere.
Deutsche Übersetzung von Sandra-Isabell Trautner mit Erlaubnis von Mauro Cabral. Maßgeblich ist stets der englische Text. Da das ganze per E-Mail rausging, gibt es an dieser Stelle keinen Link, sondern den Originaltext als Kopie:
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Press Release
Experts develop alternative models for trans* health classifications
THE HAGUE, Netherlands - Invited by GATE - Global Action for Trans* Equality, a group of more than 20 experts from most parts of the world met at the Dutch Ministry for Education, Culture and Science on November 16-18 to discuss alternative models for trans* health classifications. Currently the World Health Organization's (WHO) International Classification of Diseases (ICD) defines people who have a trans* identity as having a 'Gender Identity Disorder' which is included in the chapter on Mental and Behavioral Disorders. The ICD is currently under general review - for the first time in over twenty years. This offers a unique opportunity for trans* people to see their healthcare needs adequately addressed without pathologizing their identities. Many trans* people around the world experience overwhelming barriers in attempting to access appropriate and gender identity affirming health care.
The experts, many of whom self-identify as trans*, reached agreement that the current classifications are not serving trans* communities around the globe adequately, and can have detrimental effects on trans* people's health and the enjoyment of their human rights. Those classifications pathologize gender identity and gender expression, forcing trans* to clinically prove their sense of self. It also encourages gate-keeping by mental health professionals to the medical treatments that trans* people need.
As an alternative, the experts agreed that a central new, non-pathologizing category should be created and developed, which can guide health practitioners to relevant existing or new diagnostic codes throughout the ICD when access to health services is required by trans people. This change of focus posed important questions that still need further exploration and consensus making. First, whether or not a separate diagnostic code in the mental health chapter will still be necessary (for example, to cover those trans* people who want to explore their gender identity with the help of a mental health provider, as well as trans* people who have mental health issues that may or may not be connected to their gender expression or identity). Secondly, how this proposal would be applied to children and adolescents seeking gender affirming counseling or other treatment.
The group of experts will keep consulting with trans* communities and other trans* experts, before making further proposals to this end. Everyone is encouraged to get in contact and be part of this process.
For more information please contact:
Mauro Cabral, Co-director Global Action for Trans* Equality (English, Spanish): mcabral@transactivists.org
Justus Eisfeld, Co-director Global Action for Trans* Equality (English, German, Dutch): jeisfeld@transactivists.org
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GATE uses trans* as a political umbrella term, that encompasses those people who identify themselves in a different gender than that assigned to them at birth and/or those people who present themselves differently to the normative expectations associated with their assigned gender. This includes, for example, transexual and transgender people, transvestites, hijras cross dressers, two-spirits, fa'afafines travestis, fa'atama, drag queens and drag kings, among many others.
Kim -- ich werde das nicht mehr diskutieren. Mein Standpunkt bezüglich Transidentität ist klar.
Ich werde da weder politisieren (denn JEDES dieser Wörter ist ein Politikum!) noch die Übersetzung für falsch erklären lassen. Die ewige Auseinandersetzung zwischen den Lagern "Transsexualität" vs. "Transidentität" beginnt etwas zu nerven Letztlich bezeichnen wir dasselbe Phänomen.
Wegen Justus: Kannst es ja mal versuchen; Mauro ist da etwas kommunikativer als Justus
Ähhhh noch etwas... GATE hat sich etwas Kritik eingefangen, weil der Prozess offenbar nicht so öffentlich war wie dargestellt. Du, ich würde wirklich mal den Weg über Justus versuchen... prima Idee... stell dich aber auf 'ne Wartezeit ein Wäre prima, wenn ihr da mitmacht. Es gab übrigens noch andere kritisierte Punkte, da kann ATME bestimmt was beisteuern... Zum Beispiel ist der vorgeschlagene separate diagnostische Code im Abschnitt "Geistige Krankheiten" höchst umstritten. Ich persönlich denke auch nicht, dass wir dort einen separaten Code brauchen. Ich empfinde das als kontraproduktiv...