Hier ein kleiner Überblick über verschiedene Kulturen, die eigene Begriffe für Transfrauen, Transmänner etc. haben oder die mehr kannten als nur zwei Geschlechter. Ich bitte die Ausdrucksweisen, z. B. „Männer, die sich als Frauen kleiden“, zu entschuldigen, da die Stämme und Kulturen dies teilweise selbst so beschreiben und meine Übersetzungen den Originaltexten gegenüber authentisch bleiben möchten, auch wenn es der politischen Hyperkorrektheit widersprechen mag. Dieser Thread bietet einen Überblick und möchte nicht politisieren.
Ergänzungen sind jederzeit willkommen!
NORDAMERIKA
Ninauposkitzipxpe (Schwarzfußindianer) Die Ninauposkitzipxpe wurden im Nord-Peigan-Stamm der Schwarzfußkonföderation in Nord-Montana und Süd-Alberta, Kanada, als drittes Geschlecht geehrt. Grob übersetzt bedeutet es „Frau mit männlichem Herzen“ und bezeichnet eine biologische Frau, die sich zwar nicht unbedingt männlich kleidete, aber von den gesellschaftlichen Gepflogenheiten unberührt blieb, welche die Schwarzfuß-Gesellschaft ihren Frauen sonst auferlegte.
Winkte (Lakota-Indianer) Winkte ist das Lakota-Wort für Two-Spirits. Wie die Nadleehi und Dilbaa bei den Navajo wurden die Winkte männlich geboren, übernehmen aber viele traditionelle Frauenrollen wie z. B. Kochen und Kinder hüten. Zudem nehmen sie Schlüsselrollen bei Ritualen ein und dienen als Bewahrer der mündlichen Überlieferungen des Stammes.
Nadleehi und Dilbaa (Navajo-Indianer) Der Navajo-Begriff Nadleehi bezeichnet das in jener Kultur traditionelle dritte Geschlecht, wo ein biologischer Mann sowohl den männlichen als auch den weiblichen Geist verkörpert. Dilbaa bezeichnet eine biologische Frau mit einem männlicher geprägten Geist. Von beiden heißt es, dass sie beide Geschlechter in einer Person vereinen. Fred Martinez, um den/die sich der sehr bewegende Dokumentarfilm Two Spirits dreht, war Nadleehi. Traditionell werden Nadleehi und Dilbaa von den Navajo hoch geachtet und bekleiden oft die Position des Heilers in ihrem Stamm.
Alyha und Hwame (Mojave- bzw. Mohave-Indianer) Der Schöpfungsmythos der Mohave-Indianer berichtet von einer Zeit, als die Menschen sich geschlechtlich nicht unterschieden. Sie anerkennen vier Geschlechter: Mann, Frau, Hwame (als Männer identifizierte Frauen) und Alyha (als Frauen identifizierte Männer).
Lhamana (Zuni-Indianer) Die Tradition der Two-Spirits bei den Zuni ist als Lhamana bekannt. Hier lebt eine Person beide Geschlechter gleichermaßen. Sie spielen als Mittler, Priester und Künstler eine gesellschaftliche Schlüsselrolle und beschäftigen sich mit traditioneller Frauenarbeit (Töpferei, Handwerkskunst) sowie auch mit traditioneller Männerarbeit (Jagd). Bekanntestes Beispiel war We’wha, ein biologischer Mann, die als Zuni-Botschafter in den USA diente. [Die Formulierung klingt ungewöhnlich, muss ich zugeben, aber die Pronomina aller Texte stimmen exakt.] Sie brachte sechs Monate in Washington, D. C. zu, wo sie vom Establishment, die aller Wahrscheinlichkeit nach keinerlei Ahnung hatten, dass sie nicht als Frau geboren worden war, begeistert gefeiert wurde.
MITTELAMERIKA
Muxe bzw. Muxhe (Zapoteken von der Oaxaca-Halbinsel) Bei den Zapoteken der Oaxaca-Halbinsel sind Muxe Männer, die sich als Frauen kleiden, oder auch Männer mit Makeup. Sie können weibliche soziale Rollen übernehmen, z. B. in der Stickereiarbeit, aber viele haben auch Bürokarrieren in Mexiko. In den vergangenen Jahrzehnten gab es auch eine Bedeutungsverschiebung des Begriffes in Richtung schwule Männer.
Guevedoche (Dominikanische Republik) Ethnographen haben in den 1970ern ein erbliches pseudohermaphrodites Merkmal entdeckt und die betroffenen Kinder über Generationen hinweg verfolgt. Die Kinder hatten undifferenzierte Genitalien und wurden für gewöhnlich als Mädchen aufgezogen, begannen in der Pubertät jedoch männliche Verhaltensmuster an den Tag zu legen. Statt dass sie ihre Geschlechtsidentität jedoch als Junge bzw. Mann festlegten, wählten die meisten ein Leben als drittes Geschlecht, als Guevedoche (was grob übersetzt „Hoden mit 12“ bedeutet) bzw. Machi-Embra (Mann-Frau). Die Gesellschaft hat die Guevedoche akzeptiert und ein drittes Geschlecht mit speziellen sozialen Rollen geschaffen.
SÜDAMERIKA
Quariwarmi (Inka, Peru) In der präkolonialen Andenkultur verehrten die Inka den Chuqui Chinchay, einen zweigeschlechtlichen Gott. Vertreter des dritten Geschlechts führten als Ritualisten und Schamanen die geheiligten Rituale zu Ehren jenes Gottes durch. Die Quariwarmi-Schamanen trugen androgyne Kleidung als „sichtbares Zeichen eines Drittraumes, der zwischen dem Maskulinen und Femininen, zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen den Lebenden und den Toten vermittelt. Ihre schamanische Präsenz beschwor die androgyne Schöpferkraft, die oft in der Mythologie der Anden dargestellt wurde.“ (Zitat des Gelehrten Michael J. Horswell) Die erobernden Spanier hielten sie für Schwule.
Travesti (Südamerika) In einigen südamerikanischen Kulturen ist ein Travesti jemand, der/die männlich geboren wurde, eine weibliche Geschlechtsidentität besitzt und sich sexuell primär zu nicht-femininen Männern hingezogen fühlt. Die weibliche Identität der Travesti umfasst weibliche Kleidung, Sprache sowie soziale und sexuelle Rollen. Anders als Transfrauen sehen sie sich jedoch oft nicht als Frauen, und viele beschreiben sich als schwul oder homosexuell. Manchmal verändern Travesti ihre Körper mit Hormonen oder Silikon, aber eine Angleichung der Genitalien kommt nur ganz selten vor. Viele Travesti halten sich finanziell durch Prostitution über Wasser. In den vergangenen Jahren ist die Gewalt gegenüber Travesti sprunghaft in die Höhe geschnellt, vor allem in Brasilien.
EUROPA
Femminiello (Italien) Femminiello (grob übersetzt „kleine Mann-Frau“) beschreibt biologische Männer, die sich als Frauen kleideten und in der neapolitanischen Gesellschaft bis ins 19. Jahrhundert hinein weibliche Geschlechtsrollen übernahmen. Ihre soziale Stellung war eher privilegiert, und die Rituale (einschließlich Heirat untereinander) basierten auf der griechischen Mythologie um Hermaphroditus und Tiresias, der für sieben Jahre in eine Frau verwandelt wurde.
Burmesha (Albanien) Im 19. Jahrhundert erstmals dokumentiert, aber bis ins 15. Jahrhundert rückverfolgbar, sind die Burmesha Nordalbaniens, was übersetzt soviel wie „eingeschworene Jungfrauen“ bedeutet, biologische Frauen, die ein Keuschheitsgelübde ablegen und männliche Kleidung tragen, um in der stark patriarchalischen Gesellschaft als Männer angesehen zu werden. Diese Tradition gibt es zu einem gewissen Grad auch im Kosovo, in Serbien und in Montenegro. Sie stirbt jedoch aus: Heute gibt es im Balkanraum weniger als 50 Burmesha.
AFRIKA
Mamluken (Ägypten) Während des Mamluken-Sultanats im Ägypten des 13. bis 18. Jahrhunderts wurden junge Mädchen, bei denen männliche Verhaltensmuster festgestellt wurden, als Jungen gefeiert und aufgezogen und bekamen sämtliche rechtlichen und gesellschaftlichen Vorteile zugesprochen.
Mino (Benin) Das Königreich Dahomey (heute Benin) besaß ein Frauenregiment namens Mino („unsere Mütter“). Es handelte sich um unverheiratete, kinderlose Frauen, von denen es hieß, sie hätten maskuline, aggressive Verhaltensmuster.
Bangala (Kongo) In den Jahrhunderten, bevor die europäischen Kolonialisten einfielen, bewahrten Schamanen den animistischen Glauben des Bangalavolkes. Diese Schamanen gewandeten sich in Frauenkleidern, um die Fähigkeit zu erlangen, Verbrechen wie z. B. Morde aufklären zu können.
Ashtime (Maale, Äthiopien) Das Word Ashtime bezeichnete beim Volk der Maale in Südäthiopien Eunuchen, die im Domizil des mächtigsten spirituellen oder politischen Führers lebten, denn biologischen Frauen war der Zutritt verwehrt. Jene Ashtime genossen Privilegien im Gegenzug dafür, dass sie das Gebäude sauber hielten und auch andere weibliche Pflichten erfüllten. Anthropologen haben berichtet, dass das Wort eine Bedeutungserweiterung erfuhr: Es schließt nun auch nicht geschlechtskonforme Männer ein, einschließlich unverheirateter oder behinderter Männer, welche den traditionellen Männerpflichten nicht nachkommen können. Diese Bedeutungsänderung scheint von der Ankunft evangelischer Missionare in den 1970ern herzurühren.
Ankole (Uganda) Vor der Kolonialisierungszeit wählte das Volk der Ankole im heutigen Uganda eine Frau, die sich als Mann kleidete und zum Orakel des Gottes Mukasa wurde.
Mashoga (Kenia und Tansania) Mashoga ist ein Swahili-Begriff, der ein ganzes Spektrum an geschlechtlichen Identitäten umfasst. Grob bezeichnet er schwule Männer, aber ein Großteil der Mashoga sind biologische Männer, die schon in jungen Jahren die weibliche Geschlechtsrolle annehmen. Für gewöhnlich tragen sie sowohl Männer- wie auch Frauenkleidung, aber auf eine Art und Weise, die nur den Mashoga vorbehalten ist. Sie haben eine Schlüsselrolle bei Hochzeitszeremonien.
Sekrata (Madagaskar) Bei den Sakalavas wurden kleine Jungen, die eine weibliche Erscheinung hatten, als Mädchen aufgezogen. Die Antandroy und Hova nannten ihre nicht Geschlechtskonformen Sekrata, die wie die Frauen ihr Haar lang und in schmuckvollen Knoten trugen, die sich Silbermünzen in die Ohren steckten und Schmuckreifen an Armen, Handgelenken und Knöcheln trugen. Sie betrachteten sich als echte Frauen, wobei sie ihre ehemals männliche Geburt total ignorierten oder negierten, und sie sprachen nach langen Übungen mit einer Frauenstimme. Ihre Gesellschaft erachtete sie als natürliche Frauen und glaubte, sie hätten einen übernatürlichen Schutz, der jeden bestrafte, der ihnen Leid zufügen wolle. (mit Erlaubnis von The Gender Centre, Inc.)
ASIEN
Skopzen (Russland) Die Skopzen waren ein christlicher Kult mit extremen Ansichten über Geschlecht. Die Gemeinschaft, 1771 in Westrussland entdeckt, glaubte, dass Adam und Eva Hälften der verbotenen Frucht in Form von Hoden und Brüsten auf ihren Körper aufgebracht bekommen hätten. Daher kastrierten sie männliche Kinder und amputierten die Brüste von Frauen, um sich in den Zustand vor der Ursünde zu versetzen. Sex, Eitelkeit, Schönheit und Lust wurden als Wurzel allen Übels betrachtet. Sie wurden verfolgt, wuchsen aber trotzdem bis auf 100.000 Mitglieder im 20. Jahrhundert heran. Viele wurden inhaftiert oder außer Landes geschafft. Nur einigen Mitgliedern war es gestattet, sich fortzupflanzen. In den 1950ern gab es praktisch keine Skopzen mehr.
Tschuktschen (Sibirien) Die Tschuktschen (und benachbarte Eingeborenenvölker wie die Korjaken und die Kamtschadalen) sind ein nomadisches, schamanisches Volk, die ein drittes Geschlecht kennen. Für gewöhnlich sind Schamanen biologisch männlich und übernehmen eine weibliche Rolle und ein weibliches Erscheinungsbild. Sie heiraten auch Männer, sind aber nicht den gesellschaftlichen Beschränkungen unterworfen, wie sie die Frauen jener Völker sonst haben. Die Tschuktschen des dritten Geschlechts können beide Rollen erfüllen; sie können mit den Männern auf die Jagd ziehen oder sich um die Familie kümmern.
Köçek (Ottomanisches Reich) Vom 17. bis 19. Jahrhundert waren die Köçek eine kulturelle Erscheinung im ottomanischen Reich: junge Männer gewandeten sich in Frauenkleidern und bildeten Reise-Tanzgesellschaften, die sexuell anzügliche Tänze vorführten. Zwar waren sie nicht unbedingt schwul, aber sie standen traditionell dem höchsten Bieter zur Verfügung. Auch heute gibt es Köçek in der türkischen Kultur, aber nur als folkloristische Tanztradition.
Transsexualität im Iran Die Rechte Transsexueller werden im Iran tatsächlich gewahrt, aber Homosexualität steht nach wie vor unter Todesstrafe. Aufgrund eines Erlasses des Ayatollah Khomeini dürfen schwule und/oder transidente Männer als heterosexuelle Frauen leben, indem sie sich einer Geschlechtsangleichung unterziehen. Hiernach werden ihre Ausweisdokumente abgeändert, und sie leben als heterosexuelle Frauen.
Xanith (Oman) Die Xanith in der islamischen Nation Oman werden als Zwischengeschlecht betrachtet. Es sind biologische Männer, die nicht entmannt werden, aber Kleidung, Verhalten und soziale Rolle der Frauen übernehmen. Sie behalten jedoch ihren Männernamen und werden männlich angesprochen. Im islamischen Recht haben sie alle Rechte der Männer, zum Beispiel das Recht, vor Gericht auszusagen, was Frauen verwehrt bleibt. In der Moschee beten sie bei den Männern. Auch dürfen sie – anders als Frauen – bezahlte Jobs annehmen.
Meti (Nepal) Der Begriff Meti bezeichnet in Nepal das dritte Geschlecht mit einer langen und wechselvollen Geschichte im Himalaya-Gebiet. Sie werden männlich geboren, nehmen aber Haltung und Kleidung von Frauen an. In den vergangenen 30 Jahren haben die meisten Metis ihr Leben als Prostituierte bestritten. Sie betrachten sich nicht als schwul, eher als drittes Geschlecht, das an heterosexuellen Männern interessiert ist. Seit einigen Jahren sind sie Ziel von Gewalt durch die nepalesische Polizei und so genannte „Maoisten-Gangs“.
Hijra (Südasien) In südasiatischen Kulturen, z. B. Indien, Pakistan oder Bangladesch, sind Hijras biologische Männer mit weiblicher Geschlechtsidentität, weiblicher Kleidung und weiblicher Geschlechtsrolle. In der Vergangenheit umfasste dieser Begriff auch Eunuchen, Intersexuelle und Menschen mit uneindeutigen Genitalien. Die meisten Hijras betrachten sich weder als Mann noch als Frau noch als Transgender, sondern ganz klar als drittes Geschlecht. Es gibt eine Tradition des Kastrierens, was heutzutage aber nicht mehr durchgeführt werden muss, um als Hijra zu gelten. Hijras leben für gewöhnlich am Rande der Gesellschaft, und viele sind gezwungen, zu betteln oder sich zu prostituieren, um überleben zu können. Durch die hinduistische Mythologie repräsentieren Hijras das halb männliche, halb weibliche Abbild Shivas – ein symbolisches Abbild eines alters- und geschlechtslosen Wesens. Hijras haben auf dem indischen Subkontinent eine lange Geschichte; man kennt sie seit dem Mogulreich. Viele leben in organisierten, von einem Guru geführten Gemeinschaften. Das Wort Hijra entstammt ursprünglich der Urdu-Sprache, wurde jedoch ins Hindi übernommen. Auf Urdu ist es ein Schimpfname; man nutzt daher besser den Begriff Khwaja Saraa. Während der britischen Herrschaft in Indien versuchten die Machthaber, die Hijras auszulöschen, denn sie betrachteten sie als „unschicklich“. Sie wurden unter das „Kriminelle-Stämme-Gesetz“ von 1871 gestellt und als „krimineller Stamm“ bezeichnet. Dies führte dazu, dass sie sich zwingend registrieren lassen mussten, streng überwacht wurden und für lange Zeit stigmatisiert wurden, und erst 1952, nachdem die Unabhängigkeit des Staates Indien ausgesprochen wurde, wurden sie entkriminalisiert. Das Stigma verbleibt jedoch bis auf den heutigen Tag.
Aravani (Tamil Nadu) Eine Untergruppe der Hijra-Tradition sind die Aravani, die männlich auf die Welt kommen, aber in jungen Jahren die weibliche Geschlechtsrolle annehmen. Ihr Name stammt von der mythischen Gottheit Aravan. Aravani bedeutet „Aravans Bräute“. Im Sanskrit-Epos Mahabharata konnten die Pandavas Kurukshetra nur erobern, wenn sie einen „vollkommenen“ Mann aus den eigenen Reihen opfern würden. Aravan, der jungfräuliche Sohn des Pandava-Prinzen Arjuna, bot sich freiwillig als Opfer an, jedoch unter einer Bedingung: Er wollte eine Nacht als verheirateter Mann verbringen. Kein König war bereit, seine Tochter nur für eine Nacht zu verheiraten und am nächsten Tag eine Witwe aus ihr zu machen, also nahm Krishna weibliche Gestalt an und heiratete Aravan, und nach einer Nacht sexueller Freuden wurde Aravan enthauptet. Jedes Jahr beim ersten Vollmond im tamilischen Monat Chittirai (April-Mai) kommen die Aravani in Koovagam zusammen und erinnern sich gemeinsam an diese uralte Erzählung. Sie identifizieren sich mit der weiblichen Gestalt Krishnas, die Er für Seine Nacht mit Aravan annahm.
Acault (Myanmar) Ein drittes Geschlecht aus Männern, die Kleidung und soziale Rolle von Frauen annehmen. In der burmesischen (myanmarischen) Umgangssprache werden sie Acault genannt. Acaults dienen im animistischen Glaubenssystem der Einheimischen oft als Geistmedium. Einige (aber längst nicht alle) Acault sind schwul.
Kathoey (Thailand) Ganz grob als „Ladyboys“ übersetzt, wurden Vertreter von Thailands drittem Geschlecht, den Kathoeys, als Jungen geboren, haben aber laut einer bekannten thailändischen Redewendung „ein weibliches Herz“. Oft bezeichnet man sie als „Sago“, d. h. als zweite Art Frau. Die Kathoey-Kultur ist sehr breitgefächert und umfasst Drag-Queens und andere Crossdresser (homo- und heterosexuell) über feminin auftretende schwule Männer bis hin zu Post-Op-Transidenten. Kathoeys arbeiten für gewöhnlich als Dienstleister in Schönheitssalons und Restaurants, man findet sie aber eigentlich überall – in allen Berufen und in allen Gesellschaftsschichten. Einige arbeiten als Prostituierte. Die Thai-Tradition sagt, wahre Kathoeys seien weder männlich noch weiblich, sondern sind genau zwischen den Geschlechtern.
Waria (Indonesien) Waria ist ein indonesischer Begriff für das dritte Geschlecht, dessen Mitglieder männlich geboren werden, aber in dieser islamischen Nation am Rande eines Kontinuums der Geschlechtsidentität leben. Der Begriff Waria „schließt Individuen ein, die sich weiterhin als Männer identifizieren, die aber bestimmte weibliche Verhaltensmuster imitieren und Makeup und/oder Frauenkleidung tragen können. Andere identifizieren sich so sehr als Frau, dass sie gesellschaftlich einwandfrei als Frau akzeptiert werden. Als Waria werden diese Individuen fast unsichtbar.“ Oft werden Waria fälschlicherweise in die Schublade „schillernder transvestitischer Prostituierter“ gesteckt, wobei die Mehrheit ganz offensichtlich in keinster Weise diesem Stereotyp gleicht.
Calabai, Calalai und Bissu (Indonesien) Das Volk der Bugi in Süd-Sulawesi anerkennt drei körperliche Geschlechter (Mann, Frau, Intersexuelle) und fünf geistige Geschlechter (Mann, Frau, Calabai, Calalai, Bissu). Calabai sind biologische Männer mit einer weiblichen Geschlechtsidentität. Calalai sind biologische Frauen mit einer männlichen Geschlechtsidentität. Bissu sind ein „transzendentes Geschlecht“, die entweder alle Geschlechter oder kein einziges verkörpern. Die Bissu haben rituelle Rollen bei den Bugi und werden manchmal Priestern gleichgestellt.
Bakla (Philippinen) Bakla ist ein Begriff aus dem Tagalog, der eine ganze Reihe geschlechtlicher Identitäten umfasst, besonders aber einen biologischen Mann bezeichnet, der Kleidung, Verhalten und soziale Rolle einer Frau annimmt. Während die Bakla über Jahrhunderte hinweg als anerkanntes drittes Geschlecht existiert haben, wurden sie durch konservative Einflüsse in den letzten Jahrzehnten an den Rand gedrängt. Die Bakla haben ihre eigene Sprache entwickelt: Swardspeak. Es ist eine Mischung aus Filipino, Englisch und Spanisch und wird mit „hyperfemininem Tonfall“ gesprochen.
AUSTRALIEN UND OZEANIEN
Wakawahine, Wakatane (Maori, Neuseeland) In der Maori-Kultur sind Wakawahine Männer, die die Gesellschaft von Frauen vorziehen und traditionell weibliche Beschäftigungen wie die Weberei vorziehen. Wakatane sind biologische Frauen, die traditionell männlichen Rollen nachgehen, z. B. werden sie Krieger oder verrichten schwere körperliche Arbeit.
Fakaleiti (Tonga) Ähnlich wie bei den Traditionen Samoas und Hawaiis sind die Fakaleiti biologische Männer, die weibliche Kleidung, weibliches Verhalten und die weibliche soziale Rolle übernehmen. Sie betrachten sich nicht unbedingt als Transgender oder schwul – dies sind für sie „europäisch-amerikanische Konstrukte“ und treffen einfach nicht zu.
Fa’afafine (Samoa) Fa’afafine sind biologische Männer mit stark femininer Geschlechtsorientierung, was von den samoanischen Eltern in früher Kindheit erkannt wird und woraufhin sie ihr Kind als Mädchen oder drittes Geschlecht erziehen. Fa’afafine kümmern sich traditionell um die Familie, obwohl sie auch in anderen Sphären der samoanischen Gesellschaft anzutreffen sind: Maler und Schriftsteller Dan Taulapapa McMullin, Künstler und Kurator Shigeyuki Kihara, Dichter und Performancekünstler Brian Fuata und Modekünstlerin Lindah Lepou sind alles berühmte Fa’afafine. Fa’afafine werden in der samoanischen Kultur nicht als „schwul“ betrachtet, da sie sexuell mit Männern, Frauen oder auch anderen Fa’afafine verkehren können.
Mahu (Hawaii) Lange vor Cooks Ankunft auf Hawaii gab es eine vielfältige Geschlechtertradition in der Eingeborenengemeinschaft der Kanaka-Maoli. Die Mahu konnten biologische Männer oder Frauen sein, die eine Geschlechtsrolle irgendwo zwischen Mann und Frau einnahmen oder beides gemeinsam verkörperten. Ihre gesellschaftliche Rolle war von geheiligter Stellung; sie fungierten als Erzieher und Verkünder der alten Überlieferungen und Rituale. Die Ankunft der Europäer und die Kolonisierung Hawaiis eliminierte die Eingeborenenkultur fast vollständig, und heute sind die Mahu vielfältigen Diskriminierungen ausgesetzt.
Danke Sandra für die gewaltige Arbeit die du dir hier angetan hast.Nahezu überall auf der Welt haben wir einen Namen,eine Aufgabe und einen Platz in der Gesellschaft,nur bei uns werden wir Transen geschimpft....
Am Rande des Abgrundes ist die Aussicht doch recht schön! Wollen tät`ich schon mögen,aber dürfen trau ich mich halt nicht! (Karl Valentin) Das Gegenteil von Nachdenken,ist positives Denken. (Alfred Dorfer,Kabarettist) Das einzig Unwandelbare ist der Wandel. (Laotse)
hast ja einiges zusammengetragen..........find ich ganz toll...
Hab mir den Beitrag mal kopiert und gespeichert....
Und wie Ella schon gesagt hat.......wir werden zum Teil echt beschimpft und doof angeguggt...und woanders werden solchen Menschen hoch geachtet.
In dem Zusammenhang noch........In Namibia wurde Leiharbeit verboten....in Deutschland wird sie immer mehr forciert.
Da fragt man sich doch..trotz aller wirtschaftlichen und technologischen Fortschritte, die wir im sogenannten Westen verzeichnen, welche Kulturen wohl die Rückständigeren sind.............
Liebe Grüße...
Namaori
Eine Blume fragt nicht ob sie irgendwann sterben muss, sie blüht einfach in voller Pracht, ein Vogel fragt nicht ob er die Welt verlassen muss, der Himmel ist sein und er zwitschert aus voller Kehle, nur Menschen fragen nach dem höheren Sinn, doch irgendwann erkennen wir, es ist überhaupt nicht schlimm ob etwas richtig oder falsch erscheint, denn wir sind alle Eins und in aller Ewigkeit ganz lieb miteinander verbunden. By Xxxxxx.
Ja, ich dachte mir das schon die ganze Zeit, dass "pria" von priya kommen muss (leider fehlt mir hier auf Arbeit die Möglichkeit, diakritische Zeichen einzufügen, denn in Sanskrit-Transliterationen verwendet man spezielle Buchstaben -- wer sich die Liste bei Wikipedia so ganz ohne Diakritika durchliest, kann garantiert nichts richtig aussprechen). In Indien gibt es auch heute noch allerhand Namen beiderlei Geschlechts, die auf -priya enden (Laksmipriya, Bhaktapriya, Ramapriya usw.).
Und "wanita" ähnelt den leicht unterschiedlichen Worten für "Frau" im gesamten polynesischen Sprachraum.
Das Kofferwort Waria hat so eine klangliche Ähnlichkeit mit "warrior", das gefällt mir ganz gut
Zitat von EllaDanke Sandra für die gewaltige Arbeit die du dir hier angetan hast.Nahezu überall auf der Welt haben wir einen Namen,eine Aufgabe und einen Platz in der Gesellschaft,nur bei uns werden wir Transen geschimpft....
Was auch wenig wundert, wenn man daran glaubt, dass transsexuelle Frauen biologische Männer sind und somit eine sehr stereotype Weltanschauung vorfindet.
Der Ursprung des Wortes Travesti kommt scheinbar aus dem Französischen, wo es Transvestit oder Travestiekünstler bedeutet. In Frankreich, Spanien und Italien wird das Wort Travesti auch benutzt.
Es gibt in Brasilien auch den portugiesischen Begriff Boneca (= Puppe) für TV und TS. Boneca sagt man zu TV und TS in Brasilien und Portugal, wegen der gleichen Sprache.
Boneca kommt vom spanischen Wort „muñeca“, was auch Puppe bedeutet. In Spanien sagt man aber Marica (= Schwuler). Marica ist auch der Name einer Nymphe aus der römischen Mythologie.
Ich bin halb Thai und mein Onkel, der in Bangkok wohnt, hat mal gesagt, daß Katoey Menschen sind, die in ihrem Vorleben etwas Schlimmes getan haben. Im jetzigen Leben sind sie deshalb bestraft und können weder als Mann noch als Frau richtig leben.
Mein Onkel spricht übrigens nicht mehr mit mir seit dem Outing.
Kathoey (Thai ?????, Laotisch ??????), bedeutet Andersartige oder Zwitter.
Der Begriff Kathoey stammt wahrscheinlich von dem Khmer-Wort „ktooi (?????)“ für zwittrig, homosexuell oder andersartig ab. Wegen diesem negativ belastenden Begriff nennen sie sich (nur die MzF) meistens selber „saau/jing braphet soong“ (Zweite Art Frau), Lady-boy (????????) oder Lady-man. Der Begriff Ladyboy wird scheinbar nur bei uns benutzt. Andere Menschen nennen sie auch „naangfaa dscham läng“ (Verkleideter/verwandelter Engel) oder "Pheed thii sam" (drittes Geschlecht).
Der Theravada-Buddhismus in Thailand sieht in den Kathoey Menschen, die in ihrem früheren Leben ein schlechtes Karma (Thai/Pali: kamma ????) hatten und deswegen als Kathoey wiedergeboren wurden. Man sagt, sie hätten als Mann viele Verhältnisse mit Frauen gehabt.
Im Buddhismus (Vor allem in den Ordensregeln) ist seitdem von vier Geschlechtern die Rede. Es wird also wie im Englischen zwischen Sex und Gender unterschieden: 1. Männer 2. Frauen 3. Kathoey (Hermaphroditen, Intersexuelle) 4. Pandaka (weibliche Männer und männliche Frauen; TV, TS, Homosexuelle)
Acault soll in Wirklichkeit Achauk (= ein trockener) heißen.
Chauk (??????) und Gandu (?????) sind zwei abwertende Begriffe für homosexuelle Männer. Wahrscheinlich auch zusätzlich für TV, TG, TS, weil das in ihrer Sprache nicht unterschieden wird.
Es gibt diese Geistermedien, genannt Nat-Kadaw (Geisterehefrau bzw. Geisterehemann). Nur Frauen können weiblichen Nats verkörpern und nur Männer männliche Nats. Ein Transvestit oder Homosexueller (Chauk, Meinmasha) hingegen, kann Nats beider Geschlechter verkörpern.
Nats sind Geister von Menschen, die auf tragische Weise ums Leben kamen. mya. Nat = Geist (von Sanskrit/Pali: Natha = Herr, Wächter)
Einer dieser Nats ist eine Frau namens Manguedon, die Männer in ihren Besitz nimmt und sie mit weiblichen Eigenschaften versieht. Der gemischte Geschlechterstatus der Achauks wird durch die Ehelichung mit Manguedon geheilt.
Mashoga (Kenia und Tansania) Mashoga ist ein Swahili-Begriff, der ein ganzes Spektrum an geschlechtlichen Identitäten umfasst. Grob bezeichnet er schwule Männer, aber ein Großteil der Mashoga sind biologische Männer, die schon in jungen Jahren die weibliche Geschlechtsrolle annehmen. Für gewöhnlich tragen sie sowohl Männer- wie auch Frauenkleidung, aber auf eine Art und Weise, die nur den Mashoga vorbehalten ist. Sie haben eine Schlüsselrolle bei Hochzeitszeremonien.
In Tanzania reden sich Frauen untereinander so an, habe ich z.B. bei einem Radiowerbespot für Malariabehandlung/Prophylaxe gehört
In Kenya im Inland wird "shoga" für Schwuler verwendet. In einer Radiosendung hörte ich mal wie sie belustigt konstatierten shoga mbele mende nyuma Tante vorne Kakalake hinten. Shoga soll efeminierten Schwulen und mende (Kakalake) einen sich eher männlich verhaltenden Schwulen bezeichnen.
Im Bus in Nairobi haben mich zwei Schulkinder auch schon mal so bezeichnet (shoga)
Außerdem gibts noch die Begriffe Msenge/Wasenge, kommt vielleicht von -sengenya / tratschen, bin aber nicht sicher.
Lesben werden als wasagaji (von reiben, mahlen) bezeichnet.
Transgender werden allgemein bei lesbisch oder schwul mit eingeordnet.