Urteils des obersten Gerichts Indien erkennt drittes Geschlecht an (Video: Reuters, Foto: AFP)
Bisher waren Transgender gezwungen, sich als Mann oder Frau zu definieren. Jetzt ermöglicht ein Gerichtsurteil Indern, in ihren Pässen und Führerscheinen ganz offiziell ein drittes Geschlecht anzugeben.
Indiens oberster Gerichtshof hat in einem wegweisenden Urteil am Dienstag neben männlich und weiblich ein drittes Geschlecht anerkannt. Alle Menschen, die sich als transgender definieren und sich damit nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen wollen, sollen dies der Agentur IANS zufolge in Zukunft in offiziellen Dokumenten angeben können.
... und damit folgt Indien anderen wegbereitern in entsprechenden kulturkreisen!
Davon mal abgesehen: obgleich ich mich eher als frau fühle, würde ich mich - allein als provokation vor der klassisch-binären heteronormativität - für ein drittes geschlecht im passeintrag usw., wie auch auf den gang zu einer entsprechenden toilette - entscheiden:
Um unsere transgeschlechtlichkeit sichtbar zu machen und zu leben !!!, und um ganz sicher nicht im closet/schrank des (vermeintlichen???) gegengeschlechts unterzutauchen (bzw. "stealth" zu leben)!!!!
Zitat von ReginaDavon mal abgesehen: obgleich ich mich eher als frau fühle, würde ich mich - allein als provokation vor der klassisch-binären heteronormativität - für ein drittes geschlecht im passeintrag usw., wie auch auf den gang zu einer entsprechenden toilette - entscheiden:
Um unsere transgeschlechtlichkeit sichtbar zu machen und zu leben !!!, und um ganz sicher nicht im closet/schrank des (vermeintlichen???) gegengeschlechts unterzutauchen (bzw. "stealth" zu leben)!!!!
hmm, aber in einem dritten rechtlichen status wären wir ja quasi domestiziert. niemand müsste angst vor uns haben, weil rechtlich oder räumlich (bei der toilette jetzt) distanz geschaffen wurde. ich find es viel provokativer, innerhalb des binären geschlechtermodells die dinge vieldeutiger zu machen. indem man als "frau" eine besondere wirkung auf "männer" hat. das produziert unterschiedlichste reaktionen.
bei den jungen mit migrationshintergrund, die manchmal aus ihren wahrnehmungsmustern rausgeknallt werden, wenn ich an ihnen vorbeigehe. die ertappen sich dann dabei, das sie irgendwie falsche prämissen hatten und können dann damit überhaupt nicht umgehen. bei anderen, die mich manchmal so eingehend ankucken und denen man dann ihre verunsicherung ansehen kann. und bei wieder anderen, die explizit freundlich und mit interesse auf mich reagieren. da passiert doch dann ganz viel in den köpfen bei denen, und das ist eigentlich spannend.
und ich spiel damit ja auch gerne. ich hab mir neulich im india-shop bindis gekauft. das sind diese stirnschmuck-pflästerchen. gibt's 10 stück für 2,99€. sieht süß aus, selbst bei mir, obwohl ich so einen großen kopp hab. irgendwann werd ich auch mal das mit dem henna auf den händen und den füßen ausprobieren. da gibt es ja schablonen zu kaufen. und andererseits hab ich auch spaß daran, ein bisschen martialischer rüberzukommen. ich hab mir gerade "zombie hunter"-armbänder gekauft. dazu trag ich dann meine türkisen totenköpfchen-ohrringe, und lackiere meine fingernägel abwechselnd in verschiedenen farben. und dann drück ich noch meine A-B cups dazu raus. das tut mir gut, um mich von der dumpfen masse abzugrenzen, aber das strahlt auch was aus, was normalerweise nicht so 1zu1 mit der frauenrolle zusammengebracht wird.
so verstehe ich provokation!
"Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen, das immer dann die Ruhe verliert, wenn von ihm verlangt wird, dass es nach Vernunftgesetzen handeln soll." - Oscar Wilde “Ohne eine Abweichung von der Norm ist kein Fortschritt möglich.”- Frank Zappa "Samstag ist Waschtag." - Sheldon L. Cooper "I had a flashback of something that never existed" - Sara Digitala "Fuck Size Zero" - Carolin Kebekus
das hängt bei mir von der Situation ab. --> Den Alltag bring ich recht normal zu. Bei speziellen Anlässen reagier ich entsprechend. Auf der Busreise z.B. fiel mir am ersten Tag zweimal ein "er" auf, wo jemand mich meinte, ergo ==> Am Abend erschien ich 'dekolletiert' mit Pushup im langen Rock, um Zweideutigkeiten zu vermeiden. Andererseits war allen mehr oder weniger klar, dass ich 'trans' bin. Bei Busreisen vor Ort sind in der Regel Personen dabei, die mich kennen. Diesmal buchte eine Kollegin einer Schule, wo ich war, die Reise auch...
Natürlich geh ich offen damit um, und, wenn nötig, erklär ich. - Aber oft, wenn "er" statt "sie" oder die falschen Anrede benützt wird, stelle ich nur richtig. Auf Erklärungen wartet man vergebens. Während der Reise kam es einmal vor einem Geschäft in Nizza vor: Der "Verkäufer" wollte mich 'reinlocken', aber ich wollte nicht --> nach dem dritten 'Madame' kam unvermittelt "Monsieur, peut-être?" *) Mehr als "C'est madam!" **) sagte ich nicht. Und im exklusiven Kaufhaus neben dem Mailänder Dom beantwortete ein Angestellter die Frage nach dem Weg mit "Dort hinten, Sir!" Mit scharfem Blick sagte ich "Madam!". ---> Weitere Unhöflichkeiten/Zweideutigkeiten gab es in der Woche nicht!
Zum Trost für Betroffene kurz nach dem CO, solche Momente werden im Laufe der Zeit seltener. ABER: "Offen trans" ist andererseits nicht so einfach, denn häufig wird es nicht bemerkt...
Liebe Grüße ab
Ergänzung: - Über 98% der Kontakte waren wie immer auf solchen Reisen angenehm. Es sind die alltäglichen Höflichkeiten gegenüber Frauen, die ich an Frankreich so mag. "Mesdames" wenn ich wieder mal mit einer Bekannten im Restaurant saß. Im windigen Avignon machte sich unbemerkt mein Schal selbständig. Sofort lief mir ein junger Mann hinterher und rief. "Madame, Madame...!" / Höflichkeiten, den ganzen Tag / Türe aufhalten / Komplimente etc... - Umgekehrt, heute sprach mich hier ein Crêpe-Verkäufer männlich an - Er kennt mich... Mit solchen 'Versehen' muss frau halt auch leben... Da schmeckt es weniger...
FÜR: Menschenrechte, eine gelebte demokratische Zivilgesellschaft, die Minderheiten schützt ERGO: Umfassende Bildung für alle, effektive Regeln in Alltag und Netz, eine gut ausgestattete Polizei/Justiz
Nur: für die männerwelt scheine ich wohl - als lustobjekt - zu alt zu sein (letztes jahr gab es drei diesbezügliche anmachen, dieses jahr bisher keine), und ich lege es auch nicht drauf an; im gegenteil.
Andererseits gehe ich nun wohl schon länger - nicht nur wg. der ffs - als große frau durch: ich werde des öfteren angesehen, aber nie (mehr, seit ca. 2 jahren) despektierlich; es ist sicher die hohe statur von 187 cm, plus 2 - 4 cm wg. der schuhabsätze. Selbst meine transfreundin Kim Pérez (eine der seit jahren renommiertesten TF in Spanien von nun 73 jahren) erkannte mich letzten herbst erst, als ich fast vor ihr stand - was sie des öfteren erwähnt - und begründet das mit meinem femininem aussehen und auftreten. Worauf ich keineswegs stolz bin; denn: wie kann ich da noch trans zu sein und das auch leben und zeigen zu wollen, in die öffentlichkeit transportieren. Sicher schwierig!
Nun, auf die brust oder rücken schreiben mag ich es auch nicht grade, aber alle, die mich kennen, wissen es natürlich; und das sind mittlerweile verdammt viele, sicher weit über 500 personen, die mich von angesicht zu angesicht +/- kennen. Gut so; aber es sollen halt noch mehr werden!
steffi, um nun doch noch mehr aufzufallen/zu provozieren, reicht es sicher nicht, sich nun die fingernägel abwechselnd bunt zu malen, oder dergleichen: es nützt der sache wohl kaum, als ein etwas exotisches oder völlig abgedrehtes wesen rumzulaufen. Oder etwa doch?
Und um dabei zu bleiben: heute nachmittag hatte ich wieder Kim Pérez besucht (sie wohnt nur 250 m von meiner arbeitsstelle entfernt), weil ich mich durch den besuch von meiner frau für zwei wochen aus fb und foren usw. rausgeklinkt hatte.
Wir hatten vor drei wochen einen neuen verein vor-gegründet (trans-queer, noch nicht im register eingetragen). Kim bekam grade besuch von einer 42-jährigen tf aus Sevilla, die noch am anfang steht, bald die hormone etc. bekommen wird, aber erhebliche probleme mit ihrem auftreten in der öffentlichkeit hat: recht groß, das gesicht nicht besonders maskulin aber markant, die 1,5 cm über die fingerkuppen hinausgehenden nägel abwechselnd bunt gelackt bei recht großen händen, rosa t-shirt und blauer minirock: recht provokant für die umwelt, aber eher einer karrikatur eines transvestiten ähnelnd, was auch jugendliche ihr hinterher rufen.... emotional kaum gefestigt, und darunter ziemlich leidend.... und intellektuell nicht sonderlich hoch... (perdón!). Wir haben versucht, ihr zu helfen, aber ich musste nach einer guten stunde gehen....
Aber das nur mal nebenbei...
"Trans zu sein, das ist nicht schwierig; es zu leben, doch gehörig!"
Wobei wir wieder beim thema sind, aber dieser sub-thread sollte nun doch an einen anderen, mehr angemessenen platz im forum verschoben werden, denke ich: hat ja mit Indien kaum noch was zu tun.
Nun, ich werde mir sicher noch was einfallen lassen; deine ansätze, liebe steffi, mir zur brust nehmend... und auch deine erfahrungen, liebe ab!
Reflektion ist immer wichtig!
Und vielleich steuert Claudi auch noch was bei! Oder andere hier aktive!
Das raus aus dem einen, nicht adäquatewn alten, und rein in's andere neue kann es ja für uns +/- aktivistinnen nicht sein! Wäre doch dann ein langweiliges, lediglich von stress vor dem erkennen geplagtes (weiter-) leben, oder???
mhm, regina, es geht mir ja nicht drum, mich zu exotisieren oder irgendwelchen unrealistischen wunschvorstellungen hinterherzuhängen.
viel spannender ist, die sehgewohnheiten der mitmenschen aufzubrechen und die einzelnen reize neu zu setzen. und das so, dass es besser zu einem selbst passt. man kann ja zb. irgendwelche netten, süßen oder sexyness ausstrahlenden accessoires verwenden. aber halt nicht nur, weil es erstens selten im ganzen harmoniert und zweitens auch ermöglicht, dass man darauf reduziert wird. dann wird man zur tussi gemacht. dann ist es auch mal hilfreich, auch stärke und selbstbewusstsein auszustrahlen.
genauso wie man selbstbewusstsein und körperliche präsenz, die die meisten von uns ja haben, auch ironisch oder spielerisch wieder brechen kann. damit man nicht zu burschikos als mannsweib oder kampflesbe rüberkommt. und dazu kann man ja wiederum accessoires benutzen wie dieser indische kram, den ich seit neustem entdeckt habe.
so meine ich das, als spielen mit signalen. und auch, um zu verhindern, dass man allzu leicht abgestempelt wird.
"Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen, das immer dann die Ruhe verliert, wenn von ihm verlangt wird, dass es nach Vernunftgesetzen handeln soll." - Oscar Wilde “Ohne eine Abweichung von der Norm ist kein Fortschritt möglich.”- Frank Zappa "Samstag ist Waschtag." - Sheldon L. Cooper "I had a flashback of something that never existed" - Sara Digitala "Fuck Size Zero" - Carolin Kebekus
Zitat von Regina"Trans zu sein, das ist nicht schwierig; es zu leben, doch gehörig!"
Danke für diese treffende Kernaussage.
@steffi, ich kann deine leichte Art der Provokation nachvollziehen, die funktioniert in unserem Land so ganz gut. Man kommt damit auch ab und zu ins Gespräch und kann dann "aufklären". Ich bin mir nur nicht sicher, ob man damit etwas bewegt.
Ich bin eine "Spät TS" und es war ein ziemlich schwieriger Weg in der Übergangsphase M->F. Es gab Abende und Tage, da war ich von den Reaktionen der Umwelt zu Boden gestürzt. Irgendwann kam dann der Punkt, wo die Umwelt wenig und schließlich keine Reaktion mehr zeigte. Das Gefühl war unbeschreiblich gut dabei, aber auch unheimlich zu gleich.
Das war dann auch der Zeitpunkt, wo Männer mich aus irgendwelchen Gründen attraktiv fanden. (Der Fehler lag eindeutig bei mir, denn mit über 40 fehlte mir die Routine mit dem Gegengeschlecht umzugehen.) Nach einem Jahr hatte ich hier auch genug erlernt, die richtige Verhaltensweise aufzulegen.
Wie Regina, bin ich ziemlich in einigen nicht TS Kreisen als TS bekannt und dort kläre ich auch bei Bedarf auf oder spätestens dann, wenn jemand mich mit meiner Vergangenheit zwangsoutet (kommt leider immer wieder vor, um sich daraus eigene Vorteile zu verschaffen)
In meinem persönlichen Lebensumfeld, möchte ich mich nicht mit Trans* identifizieren. Nicht weil ich dazu nicht stehe, im Gegenteil, aber ich möchte einfach etwas Ruhe haben und ganz normal Leben. Was eh nicht besonders einfach mit einer Größe von 190cm ist, da man schon alleine wegen dieser Größe oft angesprochen wird. Mein Lebensumfeld ist teilweise "sozial schwach" und sehr "kulturenreich" durchzogen, hier scheinen die Hemmschwellen ziemlich gering zu sein, immer etwas plappern zu müssen. Alleine das ist schon eine große Herausforderung. Sprüche wie: "Du groß, warum?" gehören zur Tagesordnung und meine Antworten dazu sind dann sehr Facettenreich.
Zitat von Jule @steffi, ich kann deine leichte Art der Provokation nachvollziehen, die funktioniert in unserem Land so ganz gut. Man kommt damit auch ab und zu ins Gespräch und kann dann "aufklären". Ich bin mir nur nicht sicher, ob man damit etwas bewegt.
wenn ich so über meine gedanken schreibe, wie ich mir vorstelle, ich selbst zu sein, und das beeinhaltet das trans-sein ja automatisch, weil ich trans bin, dann gerät die diskussion meist in eine bahn, die ich so gar nicht beabsichtige. nein, ich will den leuten nicht vor augen führen, dass ich trans bin. aber ich will ich selbst sein, ohne mir dauernd darüber gedanken zu machen, ob ich damit die rollenerwartungen erfülle, oder unterlaufe, oder sogar düpiere. das meine ich eigentlich damit. dass ich mich von diesen erwartungen frei mache, und mich nicht dauernd danach ausrichte ... weil das total nervtötend ist für mich ...
und der nächste schritt ist dann, dass man die dinge selbst in die hand nimmt, statt sich von außen reduzieren zu lassen. also: die rollenbilder so zu interpretieren, wie es zu einem selbst passt, und nicht so, wie es andere für passend halten. das kann jeder mensch machen, auch jeder cis-mensch. das hat mit transsein gar nicht unbedingt etwas zu tun.
transsein ist nur eine, vielleicht etwas besondere ausgangslage. und das muss nicht zwangsläufig thematisiert werden. es wird dann thematisiert, wenn man die erwartungen anderer leute nicht erfüllt. aber dann doch lieber nach den eigenen gesetzen als nach denen fremder leute.
so irgendwie mein ich das. ist das nachvollziehbarer?
"Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen, das immer dann die Ruhe verliert, wenn von ihm verlangt wird, dass es nach Vernunftgesetzen handeln soll." - Oscar Wilde “Ohne eine Abweichung von der Norm ist kein Fortschritt möglich.”- Frank Zappa "Samstag ist Waschtag." - Sheldon L. Cooper "I had a flashback of something that never existed" - Sara Digitala "Fuck Size Zero" - Carolin Kebekus
Zitat von steffiweil ich trans bin, dann gerät die diskussion meist in eine bahn, die ich so gar nicht beabsichtige.
Das ist ja auch nicht schlecht, wenn eine Diskussion so einen anderen Anstoß bekommt.
Jetzt hab ich aber genauer verstanden wie du das meintest steffi. Das kann ich nachvollziehen und wie du schon sagst du bist TS und das ist eben so. Geht mich ja genau so TS bleibt TS!